Es zeigt sich ein neuer Trend: vermehrt werden nicht mehr Einzelkrankheiten oder Einzelsymptome, sondern komplexe Krankheiten und Risikokonstellationen, wie Typ-2 Diabetes oder kardiovaskuläres Hochrisiko behandelt. Beispiele sind aktuelle Studien wie ONTARGET oder ADVANCE. Hier werden Patienten mit Wirkstoffen oder fixen Wirkstoffkombinastionen behandelt, die traditionell gezielt und kontrolliert gegen einzelne Krankheiten bzw. Symptome – hier den Bluthochdruck – eingesetzt wurden.
In einem schönen Editorial von Krumholz und Lee im NEJM wird betont, dass Therapiestrategien und nicht Einzelmaßnahmen geprüft werden, dass somit Marker&Zielgrößen nicht ohne die sie günstig beeinflussende Strategie genutzt werden sollten, und das Leitlinien geprüfte Therapiestrategien unter expliziter Abwägung von Krankheitsrisiken, Behandlungsrisiken und möglichem Behandlungsnutzen empfehlen sollen. Dabei sei das individuelle Risiko zu berücksichtigen.
Führen solche monolithischen Therapiestrategien zwangsweise zur “polypill”? Ist das ein klassisches Beispiel, wo EbM zur Kochbuchmedizin führt? Oder ist das das Gegengift gegen immer neue Medikamente, die lediglich Surrogate irrelevant beeinflussen?