Nachdem ich meine Familie “in die Wüste” geschickt habe, kann ich endlich mal ungehemmt, ähm, ungestört ein wenig mich von all den Strapazen und Widrigkeiten der Klinik erholen, die mich allzu bald wieder einholen werden. Oder ich sattle einfach um und werde Profi-Faulenzer, die Qualitäten dafür scheine ich zu haben.
Ganz anders sieht es mit operativen Qualitäten aus, mittlerweile bin ich ja auf dem besten Wege mich zu einem konservativen Chirurgen zu entwickeln. Das letzte Mal, dass ich den OP von innen gesehen habe, ist schon länger her, schließlich muss primär ja die Stationsarbeit getan werden, da bleibt der operative Einsatz notgedrungen auf der Strecke (habe ich schon erwähnt, dass wieder jemand gekündigt hat?).
Und weil diese ganze Entwicklung mir überhaupt nicht behagt, habe ich auf ein klärendes Gespräch mit meinem Chef und den Oberen gedrängt. Quintessenz war so ungefährt: “Na, nee, Sie können ja auch nicht operieren können, wenn Sie es nicht machen können!”
Danke, somit ist der erste Schritt zur Problembehebung getan, die Analyse ist erfolgt. Womöglich war ihnen das Problem ja noch nicht mal so klar, wie es mir jeden Tag dramatisch vor Augen schwirrt.
Jeden Tag frage ich mich mittlerweile, wie es weitergehen soll. Bin nicht mehr der Jüngste, muss meinen Facharzt irgendwann mal machen (da stellt sich fast die Frage, in welchem Fach) und möchte ja auch mit meinem Job (oder besser Beruf, Job klingt so temporär) meine Familie langfristig ernähren können. Und meine Meinung ist immer noch, daß ein Chirurg operieren lernen muss und da hakt es eben und ich frage mich, ob der Zug für mich nicht vielleicht schon abgefahren ist? Das macht mir echt Angst, denn das würde bedeuten, daß ich viel viel Zeit verschwendet habe.
Wenn sich in der nächsten Zeit nicht wirklich was ändert (ich erwarte es ja nicht), muss ich vielleicht endlich mal meinen Worten Taten folgen lassen. Immerhin lasse ich mir nicht umsonst Hochglanzemails von alternativen Berufsorten schicken. Und es gibt einige, wo das Wetter definiv viel besser ist als hier. Warum nicht endlich den Schritt machen, von dem ich schon lange träume (und familiär doch auf recht viel Widerstand stosse)? Weil ich Angst habe zu versagen? Weil ich Angst habe, im Ausland könnte alles noch schlimmer sein? Weil ich Angst habe, es könnte alles besser sein? Ich weiß es nicht.
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