Die Chroniker-Bescheinigung 2

Kleingedrucktes lesen!
Als Hausarzt will ich erklären, warum ich so ausführlich auf dieser Bescheinigung herumreite:
Ihr Hausarzt ist nämlich derjenige, der Ihr Formular ausfüllt und die Voraussetzungen prüft. Unter anderem hat er Ihre Anwesenheit in den Vorquartalen zu überprüfen. Gerade gestern hatte ich in meiner Sprechstunde einen Fall, in dem ich die Bescheinigung nicht ausstellen konnte. Der Patient war enttäuscht von mir, dabei war es nicht meine Schuld. Während der Patient mit chronischem Bluthochdruck enttäuscht war, war ich überrascht, wie sehr mich mein Gefühl manchmal trügt. Ich hätte nämlich gewettet, dass ich diesen Patienten seit Jahren jedes Quartal spreche. Da er mit seiner seit Jahren bestehenden Hypertonie chronisch krank ist, hätte ihm ohne weiteres die Bescheinigung zugestanden.
Voraussetzungen werden überprüft
Der Patient hätte meine Unterschrift unter die Chroniker-Bescheinigung auch bekommen, wenn meine Arzthelferin nicht gewesen wäre. Die bat mich nämlich, einen Blick in die Krankenscheinstatistik des Patienten zu werfen. Siehe da, ich musste feststellen, dass der Patient seit Jahren nur jedes zweite oder dritte Quartal erscheint. Da seine Medikamenteneinnahme bei doppelter Wirkstärke auf halbe Tabletten umgestellt wurde, reichen meine Verschreibungen für zwei Quartale und länger. Im Prinzip ist das sparsam gedacht, nicht zuletzt spart der Patient jedes zweite oder dritte Quartal die Praxisgebühr.
Sparen am falschen Ende
Heute wollte dieser Patient von mir die sogenannte Chroniker-Bescheinigung ausgestellt haben. Diese fordert aber mindestens ein Jahr lang jedes Quartal eine ärztliche Behandlung. Der Schuss der Sparsamkeit ging in diesem Fall nach hinten los.
Nun könnte man meinen, der Arzt könnte doch ein Auge zudrücken. Aber! Für ein zugedrücktes Arztauge gehen mindestens zwei Krankenkassenaugen auf, und die Überprüfung in welchen Quartalen der Versicherte seinen Hausarzt beansprucht hat, ist wirklich eine der leichtesten Übungen für die ausgefeilten Statistikprogramme der Krankenkassen.
Beiden, chronisch kranken Patienten und Hausarzt wäre also geholfen, wenn der chronisch Kranke nicht versucht, das ein oder andere Quartal zu überspringen.

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