Die Zeitschrift Psychosoziale Umschau hat die Regeln dokumentiert, die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Mainz beim Umgang mit Pharmaunternehmen gelten und auf die sich die Ärzteschaft geeinigt hatte. Überraschend kommt das nicht, da der Direktor der Klinik, Prof. Klaus Lieb, ein Gründungsmitglied von MEZIS ist. MEZIS, die Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte, wendet sich gegen jeglichen Einfluss der Pharmaunternehmen auf das Verordnungsverhalten.
In einem offenen Brief an die Pharmaunternehmen hat Prof. Lieb diese Regeln erläutert:
Diese Richtlinien integrieren Vorschläge anderer akademischer universitärer Einrichtungen (z. B. in den USA) und gehen dabei über das hinaus, was der Verein der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) in seinem Kodex formuliert hat (FS Arzneimittelindustrie e. V., 2004). Unser Ziel ist, positiv die Rahmenbedingungen zu definieren, innerhalb derer wir als öffentlicher Träger von medizinischer Forschung und Krankenversorgung mit Herstellern kommunizieren und kooperieren wollen.
Uns geht es dabei explizit nicht darum, die Kontakte mit Ihnen abzubrechen, sondern diese vielmehr auf eine rein sachliche und wissenschaftlich orientierte Basis zu stellen und damit die Zusammenarbeit in den Bereichen zu festigen und zu stärken, in denen Ärzte und Hersteller am meisten voneinander profitieren, nämlich in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung von neuen Medikamenten für eine bessere Patientenversorgung. Dies erfordert, so ist unsere Überzeugung, klare Regeln für den Diskurs der beteiligten Partner.
Wir sind davon überzeugt, dass auch Sie von der dadurch gegebenen Rechtssicherheit in der beiderseitigen Zusammenarbeit und von der höheren Effizienz unserer Kommunikation profitieren.
Zusammengefasst die relevanten Punkte in den Richtlinien der Klinik:
- Keine Direktkontakte der Ärzte auf den Stationen vom Pharmaaussendienst.
- Kontakt nur wenn über neue klinische Studien, Neueinführungen, Indikationserweiterungen oder andere relevante Neuigkeiten berichtet werden soll.
- Vorstellung auf der Ärztekonferenz, um alle Ärzte auf einmal zu erreichen.
- Die Ärzte haben sich darauf geeinigt, keine Geschenke (selbst z.B. Kugelschreiber oder Notizblöcke), Arzneimittelmuster oder Reisekostenerstattungen zur Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen oder Kongressen ohne eigenen Beitrag mehr anzunehmen.
Hausinterne Fortbildungsveranstaltungen werden grundsätzlich ohne Unterstützung der Pharmaunternehmen durchgeführt. - An Veranstaltungen außerhalb nehmen die Ärzten nure teil, wenn deren Inhalte nicht von den Pharmaunternehmen vorgegeben sind.
- Beraterverträge sind die Ausnahme und Leistung und Gegenleistung müssen angemessen und transparent sein.
- Die Klinik nimmt nur an Studien teil, in denen Substanzen geprüft werden, die einen erkennbaren Fortschritt
gegenüber bereits auf dem Markt befindlichen Substanzen erwarten lassen.
In Deutschland bewegt sich beim bewussten Umgang von Ärzten mit der Pharmaindustrie etwas. In unserem Nachbarland Österreich ist das Problem nicht minder schwer. Für ein Umdenken wirbt Klaus Lieb in seinem Artikel in der Österreichischen Zeitschrift “ÖKZ” .