Lieber Schorsch-Dabbeljuh,
jetzt ist es bald soweit: In wenigen Wochen wirst Du nicht mehr “Der mächtigste Mann der Welt™” sein.
Da möchte auch ich Dir gern persönlich meine besten Glückwünsche aussprechen, immerhin hast Du erstaunliches vollbracht.
Um willkürlich ein Beispiel herauszugreifen: Toll war, wie Du Deinen Landsleuten im Jahre 2004 im Rahmen der Präsidentschftswahlen das Zählen beigebracht hast […]
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Ein einfacher Vorschlag
Zum Nikolaus habe ich einen Gastautoren dazu überreden können, einen Beitrag zur angewandten Gesellschaftsphilosophie zu schreiben. Mein Dank dafür geht an den Soziologen Jonathan Gschwindtner, der sich in seinen Untersuchungen mit der Gerechtigkeitslücke in illiberalen Systemen beschäftigt.
Fieber?
“If you don’t take a temperature you can’t find a fever” (Rule #10, “House of God” by Samuel Shem).
Dieses zehnte Gesetz aus Shems Klassiker ist so einfach wie wahr: Wenn Du keine Temperatur misst, wirst Du kein Fieber feststellen. Hierzulande kann man es auch folgendermaßen formulieren: “Ein gesunder Mensch ist auch nur ein Mensch, der nicht gründlich genug untersucht wurde”.
Natürlich ist das Fieber-Gesetz im übertragenen Sinne gemeint: Als Arzt steht man, gerade zu Beginn der Weiterbildung, häufig vor der Frage, welche Untersuchungen denn bei welchen Beschwerden und Konstellationen wirklich sinnvoll sind. Je unsicherer der Berufsanfänger desto mehr apparative Untersuchungen wird er einleiten. Schrotschuß-Diagnostik: Irgendwo wird sich schon irgendwas zeigen. Anderenfalls fühlt sich der junge Arzt auf der sicheren Seite und darf in seinem Entlassungsbrief all die aufwendigen Proceduren aufzählen die ohne Ergebnis blieben. Zuguterletzt dient dieses Vorgehen auch der juristischen Absicherung. Schließlich stehen wir alle immer “mit einem Fuß im Knast”.
Der erfahrene Arzt hingegen wird Untersuchungen sparsamer und gezielter einsetzen. Nicht nur, weil ihn seine Erfahrung viele Differentialdiagnosen ausschliessen läßt. Sondern auch weil er weiß, daß viele Untersuchungsergebnisse im individuellen Fall gar keine Konsequenzen hätten.
Aber das Fieber-Gesetz hat auch eine wortwörtliche Richtigkeit: Wie oft wurde der Arzt schon in Alten- oder Pflegeheime gerufen weil es einem Bewohner “nicht gut ging”? Irgendwie. Ganz diffus. Kein Appetit, große Müdigkeit, wollte gar nicht aufstehen. Oder noch krasser: Erbrechen, Unruhe, Delirium. Manchmal sogar Zittern am ganzen Körper, Zähneklappern. Das wird gelegentlich sogar als “Krampfanfall” interpretiert.
Pflegerinnen messen dann meist Blutdruck und Blutzucker, mit verheerenden Ergebnissen. Spätestens dann wird der Notarzt gerufen. Ihm werden ein Wust an Beobachtungen und einige Messwerte geschildert. “Dem Bewohner gehts nicht gut.” “Hat der Bewohner vielleicht Fieber?” (Fühlt mit dem Handrücken an der Wange des Betroffenen) “Nein.” “Haben Sie gemessen?” “Nein.” Oder “Da muss ich in der Kurve nachsehen.”
Seit kurzem hat der Arzt ein Schläfenthermometer im Koffer (10 Euro bei Aldi). Und siehe da: Der Bewohner hat doch Fieber. Oft sogar richtig hohes. Das erklärt dann all die Auffälligkeiten der letzten Tage. Jetzt nur noch die Fieber-Ursache abklären (meist Bronchien oder Harnwege) und schon kann eine kausale Therapie beginnen.
Vor zwölf Jahren, als der Arzt mit seinen Notdiensten anfing, hoffte er, daß das Fiebermessen VOR dem Notarztrufen bald zur Selbstverständlichkeit werden würde. Viel zu oft ist der Besuch im Pflegeheim seither nach dem oben geschilderten Muster abgelaufen. Heute hofft der Arzt nichts mehr.
Aber auch im häuslichen Bereich ist das Fiebermessen in Vergessenheit geraten. Gerade männliche Kranke aus südöstlichen Ländern verweigern das rektale Fiebermessen (Goldstandart) oft mit Empörung. Abgesehen davon ist in vielen Haushalten auch kein Fieberthermometer mehr vorhanden, selbst wenn dort mehrere kleine Kinder leben.
Und das Fazit? Unklare Verschlechterungen des Allgemeinzustandes gehen oft mit Fieber einher. Und Fieber kann man eben nur feststellen, wenn man die Temperatur misst.
Trennung tut weh
„Wir hatten uns erkoren, versprochen Lieb und Treu, wir hattens uns geschworen… Und nun ists doch vorbei! (…)“ (aus dem Gedicht „Vorbei“ von Rainer Maria Rilke) Einschneidende Erlebnisse, die die partnerschaftliche Beziehung gefährden, gehören zu den kritischen Ereignissen im Lebenslauf. Nach Holmes & Rahe können alle Veränderungen im Leben, die Anpassungsleistungen erfordern, als belastend empfunden werden.[i] Im Rahmen ihrer Forschung zu kritischen Lebensereignissen berichten die beiden Wissenschaftler, dass Scheidung und Trennung zu den Lebensereignissen zählen, die besonders schwierige soziale… weiter