Der Weg zum Widerspruch: Die Werkzeuge

Um einen Widerspruch zu schreiben, dafür braucht man ein Blatt Papier, ein Stift und die Daten der Ablehnung wie das Aktenzeichen oder die „Kundennummer“. Doch reicht dies nicht immer aus. Wie wir hier im Blog gelernt haben, je schwerer die Behinderung und Erkrankung, desto mehr Trouble gibt es mit Amt & Behörde. Manchmal, wie bei der Sitzversorgung, wird auch immer wieder das gleiche Thema aufgewärmt. Da stellt man sich schnell die Frage, was habe ich letztes Jahr dazu geäußert? Wie wurde das Problem gelöst? Man sucht und merkt, bei der Menge an Verwaltungskram, da kann man schon mal schnell den Überblick verlieren. Das Erste was uns dazu einfällt: man legt sich einen Ordner an und das Zweite: Wir haben doch einen PC und schreiben dort unsere Anträge oder forschen damit im Internet, wenn eine Kasse eine Leistung verneint. Können wir diesen nicht effizienter dafür nutzen?

Ja, eine Art „Entwicklerumgebung“ für den Schreibenden müsste es sein. Der Programmierer hat sie, in verschiedensten Versionen für die verschiedensten Maschinensprachen. Eben damit auch dieser den Überblick behält. Denn selbst auf dem PC kommt schnell die Frage: Wo habe ich denn diesen Brief zu letzt gespeichert? Word & Co. helfen da nicht viel weiter. Also warum gibt es sie, die „Entwicklerumgebung“, nicht für uns, den Autoren? Doch es gibt sie. Zwar jetzt nicht ausgelegt für den Widerspruchsführer, aber für den kreativen Schreiber, also den Romancier oder Dramatiker. Aber auch wenn wir keinen Roman schreiben hilft uns zum Beispiel das Programm Scrivener auf dem Mac weiter. Schließlich, so mancher Widerspruch, wie bei der Hospizpflege beim Intensivkind, verlangt nicht nur Wissen über die Sache an sich, sondern auch ein Stück „Können“, wie man die „Elemente“ des Themas mit anderen zu verknüpft, sprich auch: Man muss Thesen entwickeln und Argumente, um diese zu begründen.

Was bietet uns dafür Scrivener? Ordnung und eine aufgeräumte Oberfläche, wie ich auf Mental Ground Zero lernen durfte, damit man sich auf das Schreiben konzentrieren kann. Also habe ich mich dort überzeugen lassen, das Programm geladen und gleich von Anfang an, wenn man ein leeres Projekt eröffnet, besteht er, der Ordner für die Recherche. Dort „werfen“ wir alles rein, was wir finden können, was zu unserem Widerspruch passt. Sei es ein Gesetz oder die Argumente von anderen, aber auch veröffentlichte Gerichtsurteile.

Daneben können wir uns beim begonnen Schreiben „bequem“ Notizen machen in einem extra Feld oder haben die Möglichkeit, eine Referenzeliste anzulegen zu unserem Dokument, also Links innerhalb des „Projekts“ oder zu Dateien auf dem Mac oder ins Netz. Wird das Projekt größer, zum Beispiel, weil wir noch eine Beschwerde ans Bundesversicherungsamt absetzen müssen oder eine Petition, dann kann die Vergabe von Schlüsselwörtern, im Netz gerne als Tags bezeichnet, auch ihren Reiz haben, um das richtige Dokument schnell wieder zu finden wie im Ordner Recherche.

Wie es nun einmal ist: Wir haben eigentlich keine Lust einen Widerspruch zu schreiben. Es nervt uns. Aber, wie in der Schule oder Berufsleben: Es gibt Termine, die müssen eingehalten werden, so ist es eben auch beim Widerspruch. Ein Hilfe, damit wir es trotzdem schaffen, liefert der mitgebrachte Outliner. Mit ihm bekommen wir einen Überblick, was wir geleistet haben, was noch zu tun ist. Mancher Widerspruch schreibt sich nicht an einem Tag, manchmal erwartet man eben noch eine Antwort von einem bekannten Anwalt oder es steht noch ein Termin beim Sozialverband an.

Doch wären nur diese Funktionen, dann hätte ich selbst nicht dieses Programm gewählt. Ein weiteres wichtiges Feature für mich ist noch die Teilung des Textfenster in zwei Hälften. Das hilft einmal den Überblick zu wahren im Dokument selbst. Im oberen Fenster schreibt man und im unteren Fenster scrollt man durch seinen Text, um nach zu lesen, ob man nicht doppelt etwas äußert oder ob man sich widerspricht. Man kann es natürlich auch umgedreht nutzen. Aber ein weiterer Clou dabei ist: Ich kann in einem der Fenster auch ein anderes Dokument laden, zum Beispiel aus der Recherche eine PDF-Datei oder einen alten Widerspruch. Ich muss also nicht umständlich von einem Fenster zum nächsten Wechseln auf dem Bildschirm. Ich bleibe in einem Programm.

Und wer dann in der Phase steckt, frei aus dem Kopf alles nieder zu schreiben, der kann ins Vollbild wechseln, wo nur der Blick auf den Text fällt. Alles andere, störende, verschwindet.
Etwas darf nicht unerwähnt bleiben: ist der Widerspruch geschrieben, so muss der Text noch „exportiert“ werden zu Word & Co. Dies macht die Sache leicht umständlich, aber für die Gestaltung von Briefen, da sind eben die uns altbekannten Schreibprogramme die Meister. Wenn man seinen Brief dann fertig hat, dann neben dem Druck nicht vergessen ihn ins PDF zu exportieren. Denn diese Datei sollte man wieder, einfach per Maus, ins Projekt von Scrivener einfügen, um ihn gleich am richtigen Ort bei erneuten Problemen zu haben.

Schade ist nur, dass Scrivener bisher nur auf Englisch ist. Aber mit einfachen Kenntnissen, wie man sie häufig in der elektronischen Welt eh braucht, findet man sich schnell zurecht oder man probiert einfach mal durch. 30 Tage lang kann man es testen. Und gute Arbeit will belohnt sein, weshalb das Programm auch nicht kostenlos ist (siehe Hersteller), leider auch nicht Open-Source. Doch würde man allein diese Ordnung, die das Programm liefert, auf dem Schreibtisch und einem Regal althergebracht herstellen wollen, so hätte dieses sicherlich auch seinen Preis.


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