Fallsucht nicht gleich ein heiliger Platz

Epilepsie und eine Steigerung ist immer möglich. Der alte Begriff „Fallsucht“ ist für einige Eltern nicht nur unpassend, da es nicht die Epilepsie des Kindes in ihrer Form widerspiegelt, woran es leidet. Also wenn das Kind in einem Anfall „fällt“, dann kippt es nicht um, sondern läuft einfach weiter im richtigen Sinne des Wortes: Geht man spazieren mit dem Kind, die Epilepsie „überfällt“ es mit einem Anfall, so läuft es im gleichen Schritt wie gehabt voran, ohne Bewusstsein. Das man ein solches Kind nie aus den Augen lassen darf, ergibt sich von alleine. Warum?Betrachten wir hierzu aus der Literatur die Figur „Hans guck in die Luft“ mit dem passenden Begriff der Epilepsie: „Absencen„. Somit war der Hans einfach kein Tagträumer, sondern er hatte nicht die „übliche“ Fallsucht. Das der Hans ins Wasser gefallen war, ist damit als ein „Versagen“ der Erzieher zu sehen, die nicht Obacht gaben, da sie darin keine Erkrankung sahen. Es ist also kein schlechtes Verhalten vom Hans, was uns aber der Dichter erklären will.

Andere Kinder mit Epilepsie hätten, wenn sie laufen könn(t)en, gar keine Zeit wieder aufzustehen. Der nächste Anfall folgt dem nächsten. Eine Pause, das ist eher der Taktgeber des Ganzen. Aber sie ist zu kurz, um den Begriff Fallsucht einzuführen. Das Kind würde es gar nicht schaffen, wieder auf die Beine zu kommen, schon krampft es wieder.

Lebensqualität, das Wort wirkt in dieser Situation wie ein Witz, könnte man meinen. Doch man findet sie dann, wenn man es zumindest schafft, die Anfälle zu unterbinden, welche dem Kinde weh tun und wenn das Kind nicht vollends in einem einzigen andauernden Krampf „hängt“. Wenn man dann vielleicht doch wieder (etwas) Ruhe ins Nervensystem bringt, lässt man diesen Begriff „Lebensqualität“ noch mehr ein Stück Wahrheit finden. Lebensqualität, nun vielleicht ist es auch der Blick zwischen den Anfällen auf das Kind, die die Frage beantworten: Wie geht es dem Kind damit?

Und wie ist dann noch die Lebensqualität der Eltern, wenn sie ihr Kind auf dem Arm halten, was ständig, mal mehr, mal weniger zuckt? Ich selbst empfinde sie schon als eingeschränkt in solchen Situationen. Es ist nicht nur der Schmerz, der in einem eine Wohnstätte gefunden hat, wenn man das Kind erlebt. Es ist mehr, was keine Worte findet. Zumindest ist man sich gewiss, ein Heiliger wurde man dadurch nicht, aber eigentlihc müsste man es sein, wenn wir nach dem Glauben leben würden wie vor hunderten Jahren (vielleicht gibt es ihn auch noch heute(?)). Denn dort galten die Plätze, wo der Epileptiker hinfiel als heilig. Danach müssten wir Eltern mit dem krampfenden Kind auf dem Arm, wie auch unsere Wohnung heilig sein.


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