Als Hausarzt wird man immer wieder mit Reisewünschen der Patienten konfrontiert. Heute in der Sprechstunde erzählte mir ein Ehepaar von seinen Afrika-Plänen. Ich hätte mich gern mit ihnen gefreut, wäre nicht meine Frage: „Wann soll es denn losgehen?“ mit: „In vier Wochen!“ beantwortet worden.
Der mitgebrachte Impfpass der Frau belegte einen vollständigen Impfschutz gegen Wundstarrkrampf (Tetanus). Immerhin! Schutz gegen Diphterie und Kinderlähmung – Fehlanzeige. Von Hepatitis-Impfung keine Spur.
Der Impfausweis des Mannes war nicht mehr auffindbar. Allerdings war von einer Eintragung innerhalb der letzten 25 Jahre sowieso nicht auszugehen.
Genau genommen hätte meine Reiseempfehlung also lauten sollen:
„Tut mir leid. Sie müssen die Reise stornieren.“
Weil auf so eine Empfehlung kein Mensch hört, tut man als Hausarzt sein Bestes, und das ist in diesem Fall schlecht genug: Man versucht einen halbwegs gangbaren Kompromiss zu finden. Aber wer jemals Fälle von Wundstarrkrampf oder Hepatitis erlebt hat, weiß was ein Kompromiss bedeuten kann.
Eine vernünftige Impfberatung für eine Reise in ein exotisches Land sollte mindestens ein halbes Jahr vor der Abreise stattfinden. Preiswerte Last-Minute-Reisen nach Afrika, Asien oder Südamerika können sonst eventuell (gesundheitlich) teuer bezahlt werden.
In diesem Blog wird es in absehbarer Zukunft eine Artikel-Reihe über Infektionsschutz bei Auslandreisen geben.
Wer Lust hat, vorher in Gedanken zu verreisen, dem sei mein Reiseroman Namaste Indien! ans Herz gelegt.