Bayer Vital hat wie angekündigt veröffentlicht, welche Patientengruppen das Pharmaunternehmen finanziell unterstützt. Im Gegensatz zu anderen Pharmakonzernen, die sich diese Transparenz leisten, werden bei Bayer nicht die Zahlungen des letzten Jahres berichtet, sondern die geplanten Projekte im laufenden Jahr aufgezählt.
Nach dieser Liste werden der Bundesverband der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) mit 185.000 Euro und der Verband “Pulmonale Hypertonie (ph)” mit 180.000 Euro die Empfänger der grössten Summen sein.
Beides Verbände, die die Transparenz der Einnahmen vermissen lassen. Im Internet sind im Jahresbericht der DMSG nur allgemein “Erträge aus Spenden/Zuschüssen” und eine Aufzählung verschiedener Projekte mit den Sponsoren zu finden – wobei man den Eindruck hat, dass dies angesichts der Grösse des Verbandes eine Auswahl darstellt. Der Jahresbericht des Verbandes ph finden enthält keine konkreten Beträge. Die Unternehmen werden dort nach der Höhe ihrer Zuwendungen aufgezählt. Bayer Vital rangierte 2007 auf dem zweiten Platz. Dieses Vorgehen ignoriert in weiten Teilen die Leitsätze der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe), bei der beide Verbände Mitglied sind:
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Soweit Projekte einer Selbsthilfeorganisation mit über der Hälfte der dafür notwendigen Sach- und Finanzmittel von einem oder mehreren Wirtschaftunternehmen ausgestattet sind, werden diese in geeigneter Weise öffentlich ausgewiesen.
Zurück zu Bayer. Die Veröffentlichung geplanter Zuwendungen an Selbsthilfeverbände ist ein halbherziger Schritt zu Transparenz. Projekte und Etats können sich im laufenden Jahr ändern, umgeschichtet werden oder sich verzögern. Die Vollständigkeit und Auswahlkriterien können angesichts des vorläufigen Charakters nicht beurteilt werden. Ganz aussen vor bleibt die Unterstützung durch Fördermitgliedschaften und andere Zuwendungen. Beispielsweise führen die Deutsche Kontinenzgesellschaft, der Deutscher Diabetiker Bund oder die Rheuma Liga Bayer Vital bzw. Schering als Fördermitglieder. Die Definition “Patientenorganisation” ist nicht trennscharf, grosse Selbsthilfeverbände gleichen eher Fachgesellschaften mit Stiftungen, Beiräten oder gemeinnützigen Unternehmen. Wenn ein Pharmaunternehmen Transparenz ernst nimmt, kommt es um eine vollständige Auflistung der Sponsoring-Aktivitäten, inkl. Fachverbände und Stiftungen, nicht herum.