Ein Brief an die Politik, nicht einfach genormt nach DIN

Da ärgert man sich schon. Man geht zur Wahl, kreuzt seine Partei an, in der Hoffnung, die werden es schon richten und alles kommt ganz anders. Das, was man sich erhofft hat, scheint untergegangen zu sein. Doch um nicht ganz zu resignieren oder zu warten, auf den einen, der es schon richten wird, gibt es ja noch die Post. Denn ob jemals der eine kommt, ist eh fraglich, hinzu verfolgt der auch nur sein Interesse, und Resignation, da ist es wie mit einem Auto, was im Sand stecken geblieben ist. Gibt man auf, es wieder auf die Fahrbahn „bugsieren“ zu wollen, muss man mit Sicherheit zum nächsten Ort laufen. Das Auto ist verloren.

Aber wie schreibe ich den einen oder anderen Politiker an? Gute Frage, denn unser nächster Brief geht auch wieder an eine Adresse in der Politik. Wie soll es auch anders sein, wegen der Ablehnung der Hospizpflege. Gibt es da eine DIN-Norm? Anfang der Woche musste ich lernen, irgendwie schon. Ein Brief unsere Selbsthilfegruppe wurde bemängelt in einem Abgeordnetenbüro von einer der regierenden Parteien. Nicht vom Abgeordneten selbst, nein, von der Referentin.

Zuerst einmal der Briefkopf. Adresse, an wen, von wem, Betreff, logisch, man muss ja wissen, um was es geht. Doch im Briefkopf stand kein „direkter“ Ansprechpartner, nur der Name der Gruppe und nur ein Postfach. Reiche nicht aus. Doch welche Selbsthilfegruppe kann sich ein eigenes Büro leisten? Nun, gut. Nachbesserung erwünscht. Doch hatte ich als Vorlage die Norm eines Geschäftsbriefes genommen, wo unten in der Fußzeile die wichtigen Kontaktdaten stehen: Ansprechpartner, Telefon, Fax, Internet. Macht Sinn, dachte ich, schließlich sieht so der Brief aufgeräumter aus. Und kaum einer wird, bevor er den Text gelesen hat, die Webseite aufsuchen oder den Sprecher anrufen.

Aber ich bin nicht die Welt und die Welt denkt nicht wie ich. Logisch, geht ja eh nicht anders, aber unser Brief, in seinem gestalterischen Aufbau entspricht dem Geschäftsbrief, einfach, wie man ihn als Beispiel findet auf Dinbrief.de. Also liegt unsere Gruppe vielleicht nicht so falsch damit.

Aber weg von der Gestalt, auf den Inhalt kommt es an. Zuerst einmal geht es an den Minister oder der Ministerin, dann bitte nur: „Sehr geehrter Herr/Frau Minister/Ministerin“. Also keinen Namen noch am Ende anhängen. Wer gemeint sei, steht in der Anschrift, musste ich lernen.

Gut, doch wie mach ich es, wenn ich an die Frau vom Bundespräsidenten schreibe oder dem Mann der Bundeskanzlerin? Geeignet habe ich mich in einer Diskussion: „Sehr geehrte Frau“. Ob es richtig ist? Ich hoffe es.

Aber zurück zum Inhalt: Da gilt es einmal den Einstieg zu finden, warum man der Person schreibt, also anknüpft an ihre Tätigkeit und sich dann selbst vorstellt, wer man ist. So zumindest lernte ich es, aber was ich neu lernen müsse: „Alles ganz konkret bitte! Wie war es bisher? Was soll sich warum verändern? Und liefern sie Beispiele.“

Im letzten Brief der Selbsthilfegruppe, wir waren darin nicht sehr eindeutig, gebe ich zu. Doch lernte ich auch: Fasse dich kurz und achte auf deine Zielgruppe. Ein Spagat? Schon, schreibt man einen Brief ans Ministerium, so ist die Frage mit dem konkret nicht einfach zu meistern. Ein Beispiel ist das Thema Physiotherapie in der integrativen Kita. Wird man konkret, redet von der Heilmittelrichtlinie, dem Gesetz, dem Frühförderrahmenvertrag, dann blickt der angesprochene Politiker vielleicht nicht mehr durch: Zu kompliziert heißt es dann, geht es nicht einfacher? Geht auch, doch dann ist es für das Referat, welches dies Thema behandelt im Ministerium, wieder zu ungenau und man bekommt nur eine einfache, ungenaue Antwort zurück.

Wie nun? Ich versuche nach zu vollziehen, wo der Brief am Ende landet. Wird er weiter gereicht an den entsprechenden Sachbearbeiter im Fachbereich, zum Beispiel wenn man an die Patientenbeauftragte schreibt, oder bleibt der Brief auf dem Tisch des Politikers liegen im Sinne der Aufklärung.

Doch fassen wir zusammen:

  • Briefkopf mit Anschrift und Adresse, Absender, Datum, Betreff
  • Text mit Einstieg, warum man die gewählte Person anschreibt und Vorstellung von sich
  • Konkret beschreiben, was war wieso weshalb warum und was soll geändert werden.

Und, was ich auch einmal lernte: Lange Briefe lese sich eh keiner durch, mache kurze Absätze, kurze Sätze, nicht geläufige Abkürzungen einmal ausschreiben, Abkürzung in Klammer dahinter, und so weiter und wer noch Tipps hat, der schreibe dies im Kommentar.Und zum Schluss, wer nun immer noch nicht weiß, wie er wen im Amt und Titel anredet: Wikipedia hilft hier gut weiter.


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