Wenn auch Fieber als Reaktion auf Infektionserreger wichtig ist und auf die Immunabwehr positiv einwirkt, wird zur medikamentösen Fiebersenkung geraten, wenn das Thermometer droht, über 38,5 °C zu in die Höhe zu klettern. Bereits Säuglinge und Kleinkinder erhalten dann zur Fiebersenkung meist das Analgetikum Paracetamol in Form von Zäpfchen. Dass der Einsatz von Paracetamol bei Kindern mit einem erhöhten Asthmarisiko verbunden ist, fanden jetzt Richard Beasley der Universität Auckland in Neuseeland und Mitarbeiter heraus. Beteiligt waren auch Forscher des Dr. von Haunerschen Universitätsspitals der LMU München. Zugrunde liegen Ergebnisse der International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC). Diese große, weltweit einzigartige Querschnittsstudie wurde 1991 initiiert, um die Ursachen für die steigende Asthmahäufigkeit zu ergründen.
Hohes Risiko für Asthmasymptome
In einer dritten Untersuchungsphase untersuchten Beasley et al. nun den Zusammenhang zwischen dem steigenden Einsatz von Paracetamol und dem Anstieg der Asthmaprävalenz. Sie befragten in über 200.000 Fragebögen Eltern aus 31 Ländern mit Kindern im Alter zwischen sechs und sieben Jahren. Wie in der Fachzeitschrift Lancet (2008; 372: 1039-1048) veröffentlicht, erhöhte der Einsatz von Paracetamol im ersten Lebensjahr das Risiko für Asthmasymptome im Alter zwischen sechs und sieben Jahren um 46 Prozent. Dieser Zusammenhang ließ sich bei Gleichaltrigen, die das Medikament nicht bekommen hatten, nicht nachweisen. Außerdem ließ sich statistisch ein um 48 Prozent erhöhtes Risiko für die Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) und ein um 35% erhöhtes Risiko für Ekzeme belegen, beide wie auch das Asthma unter die atopischen Erkrankungen fallende Erkrankungen. Das erhöhte Risiko für Atemwegssymptome war dosisabhängig. Kinder, die häufig Paracetamol erhalten hatten, wiesen ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko für Asthmasymptome auf. Ein Zusammenhang ergab sich auch bei älteren Kindern.
Kein Beweis für Ursache und Wirkung
Wenn auch die Zahlen einen statistischen Zusammenhang beweisen, sind Ursache und Wirkung anhand dieser Untersuchung nicht eindeutig zu klären, heißt es im begleitenden Kommentar von Graham Barr des Columbia University Medical Center in New York. Die retrospektive Befragung der Eltern zur Paracetamolexposition ihrer Kinder kann zu verschiedenen Fehlern führen. Denkbar sind auch gemeinsame Auslöser von Fieber/Schmerzen und Asthma. Der zunehmende Einsatz von Paracetamol könnte daneben mit Veränderungen verschiedener Faktoren wie etwa Lebensstil und Infektionen zusammenhängen. Konsequenzen inpuncto Empfehlungen fordern die Wissenschaftler deshalb nicht, warnen jedoch vor dem unkritischen Einsatz des Fiebersenkers. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Fiebersenkung bei Kindern frühestens ab einer Körpertemperatur von 38,5°C.
Ibuprofen wirkt besser
Geht es um rasche Fiebersenkung bei Kindern, scheint ohnehin der Wirkstoff Ibuprofen, ein nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAID), besser wirksam zu sein als Paracetamol. Nach den Ergebnissen britischer Wissenschaftler der University of Bristol und der University of West of England sollte Ibuprofen demnach die erste Wahl zur Fiebersenkung bei Kindern sein, schrieben sie im aktuellen British Medical Journal. Die Forscher hatten 156 Kindern zwischen sechs Monaten und sechs Jahren, die eine Körpertemperatur zwischen 37,8 und 41°C aufwiesen, randomisiert über 48 Stunden Paracetamol plus Ibuprofen, nur Ibuprofen oder nur Paracetamol verabreicht. Die erste Gruppe erhielt die beiden Wirkstoffe in separaten Dosen, beginnend mit Paracetamol. Paracetamol wurde dabei alle vier bis sechs Stunden verabreicht (maximal vier Dosen in 24 Stunden). Die Ibuprofendosen wurden alle sechs bis acht Stunden (maximal drei Dosen in 24 Stunden) verabreicht