Stark – 3 Methoden zur Angstüberwindung

Sie gehört zum Leben dazu und ist eine wichtige Reaktion um uns vor Gefahren zu schützen. Doch was, wenn die Angst überhand nimmt? Was, wenn wir vor Dingen oder Situationen Angst haben, die eigentlich ziemlich harmlos sind? Was, wenn wir uns immer mehr einschränken um der Angst aus dem Weg zu gehen? Ja – dann ist es höchste Zeit Ihr in die Augen zu sehen.

Meine  große Angst war es immer, vor vielen Menschen im Mittelpunkt zu stehen. Wenn ich mich ungewollt in solchen Situationen befand, reagierte ich mitunter sehr heftig darauf. Ich bekam Schweißausbrüche, zitterte am ganzen Körper und wurde rot. Ein Problem, das ich mit vielen Menschen teile. Die Angst im Mittelpunkt zu stehen und zum Beispiel eine Rede zu halten, ist eine der am weitesten verbreiteten Ängste unserer heutigen Gesellschaft. 

Heute bin ich noch weit davon entfernt ein guter Redner oder in dieser Hinsicht völlig angstfrei zu sein, doch hatte ich irgendwann begonnen, mich bewusst meiner Angst zu stellen. Und so habe ich Mut gefasst und bin in fast allen Lebensbereichen wesentlich gelassener geworden. Ich gehe ins Improtheater, ich habe keine Angst mehr, in der Öffentlichkeit zu tanzen und ich denke sogar darüber nach, dass Reden vor Publikum zu einem Teil meines Berufs zu machen. Die drei unten beschriebenen Methoden haben mir sehr dabei geholfen, Ängste anzugehen und zu überwinden. Ich möchte sie gern mit Ihnen teilen.

1. Informieren

Informieren nimmt die AngstViele Ängste verschwinden Stück für Stück wenn man sich über das informiert, wovor man Angst hat. Diese Methode funktioniert besonders gut bei Ängsten vor bestimmten Tieren oder Situationen. Je mehr Sie über das Objekt Ihrer Angst wissen, desto vertrauter wird es Ihnen und desto weniger Angst kann es Ihnen einflößen.

Auch Informationen über Psychologie und biochemische Vorgänge bei Angstempfindung im Körper können dabei helfen, die Angst zu überwinden. Je besser man sich und seinen Körper kennt und eigene Verhaltensmuster identifizieren kann, desto logischer und weniger krankhaft erscheint das eigene Verhalten. Gute Bücher zu dem Thema finden Sie in der Liste am Ende des Artikels.

Wundern Sie sich nicht, wenn zu Beginn Ihre Angst größer wird. Das liegt u.a. daran, dass Ihnen das ganze Ausmaß der Angst bewusst wird und Sie erkennen, welch langer Weg bis zu ihrer Überwindung nun vielleicht vor Ihnen liegt. Die Augen zu öffnen und die eigene Situation ungeschönt zu akzeptieren, ist ein wichtiger Schritt um sich Angst stellen zu können.

2. Konfrontieren

Tu was du immer lassen willstEine der effektivsten Methoden, eine Angst zu überwinden, ist die direkte Konfrontation mit der angstbesetzten Situation. Je öfter Sie dies tun, desto schwächer wird Ihre Angst werden. Wer sich also schämt, vor anderen Menschen zu reden, kann einem Rhetorikclub beitreten oder Theater spielen. Wer Angst vor Hunden hat, kann auf einem örtlichen Hundeübungsplatz bei einem Hundetraining mitmachen.

Wenn Ihnen die großen Schritte zu Anfang zu viel Angst machen, fangen Sie ruhig klein an und steigern Sie die Situationen, in die Sie sich begeben. Haben Sie zum Beispiel Angst vor Menschen und davor, im Mittelpunkt zu stehen? Überlegen Sie sich etwas, das Ihnen in dieser Hinsicht nur ein bisschen Angst macht und tun Sie es. Ein guter Ausgangspunkt sind dabei die eigenen vier Wände, denn hier fühlt man sich meist sicher und hat einen direkten Rückzugspunkt, wenn die Angst zu groß wird.

  • Rufen Sie zum Beispiel eine Nummer aus dem Telefonbuch an und sagen Sie, dass sie sich verwählt haben.
  • Machen Sie etwas Komisches und nehmen Sie sich dabei mit einer Kamera auf: Halten Sie zum Beispiel eine Rede, ziehen Sie Grimassen oder tanzen Sie wild umher. Schauen Sie sich anschließend das Video an. Je öfter Sie diese Übung machen, desto enthemmter sind sie auch in der Öffentlichkeit.
  • Im nächsten Schritt gehen Sie vielleicht durch die Fußgängerzone und fragen Sie einen fremden nach der Uhrzeit, der Straße, auf der Sie sich gerad befinden oder nach etwas Kleingeld.

Die Möglichkeiten sind unbeschränkt. Je nach Angst können Sie sich unzählige Übungen ausdenken, die sie auf den "schlimmsten" Ernstfall vorbereiten. Es muss also nicht gleich der nächste Rhetorikclub oder ein teures Angstbewältigungsseminar sein. Die ersten wichtigen Schritte können Sie gleich jetzt von zu Hause aus unternehmen.

3. Das Schlimmste ausmalen

Was kann denn schon passieren?Es erscheint wie Magie: Viele Menschen berichten, dass dann, wenn sie sich das schlimmstmögliche Szenario ausmalen, Ihre Ängste verschwinden oder zumindest nicht mehr so bedrohlich erscheinen. Oft nimmt uns die Angst so gefangen, weil wir uns nicht trauen, die Sache zu Ende zu denken. Wir laufen dann nicht nur vor den Situationen davon, sondern vor der Angst selbst – wir haben also Angst vor der Angst.

Am effektivsten ist diese Methode, wenn Sie das Szenario wortwörtlich und bis ins Detail aufschreiben: Was könnte also schlimmstenfalls passieren, wenn Sie sich in eine angstbesetzte Situation begeben? Was denken andere dann über sie? Was wäre die größte Katastrophe? So komisch es klingt, vielen Menschen geht es nach dieser Übung besser, denn Ihre Angst hat endlich ein Gesicht, eine konkrete Form angenommen und kann benannt werden.

Manchmal werden einem während dieser Übung bestimmte Aspekte oder der ganze Umfang der Angst erst bewusst. Wenn Ihnen die Angst danach also größer erscheint, ist dies vielleicht der Grund. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn Sie sind einfach nur ein Stück weit in der Realität angekommen und haben es aufgegeben, sich gegen den Gedanken an die Angst zu wehren. Das ist die optimale Ausgangsposition! Jetzt sollten Sie beginnen, sich mit Ihrer Angst zu konfrontieren (siehe 2.) und Informationen über sie zu sammeln (siehe 1.).

Einige Hinweise zum Schluss

  • Ängste sind sehr komplex mit unserem Tun und Lassen und unserem Denken verknüpft. Allein die oben beschriebenen Methoden reichen nicht immer aus um Ängste zu bewältigen, aber sie stellen einen guten Einstieg für alle dar, die sich mit Ihren Ängsten auseinandersetzen und sie überwinden wollen.
  • Vergessen Sie nicht, dass der Grund für Ihre Angst nicht das Objekt selbst sein muss, vor dem Sie Angst haben. So kann zum Beispiel die Angst vor dem Fliegen mit einer konkreten Situation aus der Vergangenheit, die überhaupt nicht viel mit dem Fliegen zu tun hat, oder einem nicht erfüllten Bedürfnis aus einem anderen Lebensbereich zu tun haben. Ähnlich wie in einem Traum kann die angstbesetzte Situation eine Metapher für etwas anderes sein. Stellen Sie sich also nicht nur Ihren Ängsten, sondern versuchen Sie auch in anderen Bereichen Ihr Gleichgewicht zu finden. 
  • Die hier beschriebene Konfrontation mit den Ängsten kann sehr effektiv sein und setzt mitunter weitere psychische Lösungsprozesse in Gang. Auch wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Ängste allein in den Griff zu kriegen, lohnt sich hier eine Psychotherapie. Ein unbeteiligter Dritter mit therapeutischer Erfahrung betrachtet Ihre Situation aus einem ganz anderen Blickwinkel und kann wertvolle Hinweise geben, wenn Sie einmal feststecken und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Auch hilft er Ihnen dabei, eventuell verborgene die Ängste und Bedürfnisse hinter der Angst zu identifizieren.
  • Obwohl ich in diesem Artikel sehr oft das Wort Angst erwähne, sollten Sie sich in der Praxis vor allen Dingen auf Ihre Stärken konzentrieren. Dafür hilft es, ein Tagebuch zu führen, in das Sie nur Ihre Erfolge eintragen. Betrachten Sie Fehler und Rückschläge als ein normales Hindernis auf Ihrem Weg und als einen große Hilfe für Ihr Wachstum, denn aus ihnen können Sie viel lernen. Nehmen Sie sie also zur Kenntnis und vergessen Sie Rückschläge bald wieder. Die Erfolge hingegen schreiben Sie auf und erfreuen sich an Ihnen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg auf Ihrem Weg.
Andreas Thies

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