Sturzprophylaxe gewinnt seit einigen Jahren besonders in der Altenpflege immer mehr an Bedeutung. Das ist auch gut so, denn jeder dritte Mensch über 65 Jahre stürzt mind. einmal pro Jahr, bei den über 75jährigen sind sogar 40-50 % betroffen.
Der Sturz ist für einen älteren Menschen häufig ein großer Einschnitt in sein Leben. Schlimmstenfalls werden die Opfer dadurch sogar pflegebedürftig.
Es gibt zahlreiche Ursachen für Stürze: Kreislauf- u. Blutdruckprobleme, Hirnleistungsstörungen, verminderte Seh- und Hörleistung, fehlende Kraft, mangelnde Beweglichkeit, Verwirrtheitszustände oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten.
Im Krankenhaus oder Pflegeheim hat man sicherlich auch genügend Möglichkeiten um Stürze der Patienten bzw. Bewohner zu vermeiden. Im ambulantem Bereich kann man, wenn nötig die gefährdeten Personen z.B. auch auf Risiken in der Wohnungseinrichtung hinweisen. Gerade ältere Menschen lieben es überall viele kleine Teppiche zu platzieren und stolpern dann darüber.
So sehr man sich im stationären od. auch häuslichen Bereich Mühe gibt, damit jegliche Sturzgefahren gemindert werden, auf der Straße hat man kaum einen Einfluss die Risiken zu beheben. Oftmals machen einem auch Menschen, die eine sehr bequeme und egoistische Lebenseinstellung haben und denen noch nicht klar ist, dass sie nicht immer jung und fit bleiben, einen Strich durch die Rechnung. Davon kann ich ein Lied singen. In meinem Stadtteil gab es vor ca. zwei Jahren eine große Straßen-Baustelle, die leider einige Stolper-, und Sturzopfer auf dem Gewissen hat. Die Straße war über einen Abschnitt von etwa 700 Metern vollkommen aufgerissen und die früheren Fußwege mit Stolperfallen “geschmückt”. Um die andere Straßenseite zu erreichen, mussten die in der Gegend hauptsächlich älteren Anwohner, ein ganz langes Stück zurücklegen bzw. einen Hindernisparkur hinter sich bringen. Meine 85jährige stark gehbehinderte Nachbarin, die mehrmals wöchentlich auf ein Taxi angewiesen ist, hat unter der Situation stark gelitten. Rettungsfahrzeuge hätten im Notfall zu einigen Häusern absolut keine Zufahrt gehabt. Es war ein unerträglicher, nicht korrekter und fahrlässiger Zustand, der ganze zwei Monate andauerte!
Als immer mehr ältere Menschen an den “Unebenheiten” stolperten, u.a. auch die ältere Dame im grauen Pullover und grauen Kopftuch (siehe Fotos), haben mein Mann und ich das zuständige Bauamt verständigt, denn mit den Bauarbeitern konnte man kein vernünftiges Gespräch anfangen. Zahlreiche Kommunikationsversuche durch viele Nachbarn scheiterten. Die Bauarbeiter wollten, die durch ihre Fehler bei der Absicherung der Straße, entstandene Gefahren nicht einsehen. Man wurde von ihnen nicht ernst genommen und bekam nur unverschämte Antworten.
Nachdem sich das zuständige Bauamt vor Ort ein Bild von dem katastrophalen Zustand gemacht hat, hat sich dann doch innerhalb von nur einem Tag einiges getan und die älteren, eingeschüchterten Anwohner konnten endlich wieder einigermaßen sicher wichtige Anlaufpunkte wie Bäcker und Metzger erreichen. Rollstuhlfahren hatten auch wieder eine Chance vorwärts zu kommen.
An diesem Beispiel sieht man ganz deutlich, das die Bevölkerung da draußen noch Lichtjahre davon entfernt ist, an ihre “schwächeren” Mitmenschen (in dem Fall waren es alte Anwohner, Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwägen) zu denken.