Bundesforschungsministerin Anette Schavan hat der Pharmaindustrie versprochen, tatkräftig mit Förderprogrammen zu helfen, dass Deutschland wieder die “Apotheke der Welt” wird. Das Ergebnis steht noch aus, ausserhalb der Initiativen klappt das schon mal auf skandalöse Weise.
Der Journalist Markus Grill hat im Stern aufgedeckt, dass ein staatlich geförderter Impfstoff möglicherweise an die Pharmaindustrie verkauft wird, weil das Bundesministerium für Forschung es versäumt hat, sich die Rechte zu sichern.
Das Max-Planck-Institut hatte den Tuberkulose-Impfstoff im Jahr 2004 zur Weiterentwicklung an die in Hannover gelegene Firma VPM verkauft, die ihn seit September nun erstmals in einer Studie an Menschen testet. VPM wird ausschließlich aus Geldern des Bundesforschungsministeriums finanziert. VPM-Geschäftsführer Bernd Eisele will allerdings “im nächsten halben Jahr gezielt Firmen ansprechen, um den Impfstoff zu verkaufen”. Der Geschäftsführer sagt, dass das Forschungsministerium ihm freie Hand gelassen habe, den Impfstoff vermarkten zu können, an wen es wolle. Es gibt keine vertragliche Regelung, dass der Impfstoff den Betroffenen in den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden muss. Eine Sprecherin von Forschungsministerin Schavan widerspricht dem nicht.
Wenn der Impfstoff Erfolg hat, wird Ministerin Schavan das auf ihr Erfolgskonto verbuchen, während das Entwicklungshilfeministerium aus seinem Etat Geld zur Impfung in den betroffenen Ländern auf das Konto eines Pharmakonzerns buchen kann.