…eine der großen Herausforderungen des Lebens ist es, zu der Person oder der Tat oder der Verfassung, die nach eigenem Dafühalten am abscheulichsten ist, "Ja" zu sagen… Etwas Derartiges hat zwei Aspekte. Der eine ist das Urteilen im Felde des Handelns, und der andere ist das Urteilen als metaphysischer Beobachter. Man kann nicht sagen, es […]
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Big break throughs
Pharma ist zur Zeit ein schweres Geschäft. Johanna Bennett von Barron’s versucht Zuversicht zu verbreiten. Fällt sichtlich schwer. Wer glaubt noch an “big break throughs”?
Champix® als Zwangsbehandlung?
Pfizers Anstrengungen, die Rauchentwöhnpille Champix® (in den USA Chantix®) an den Raucher zu bringen, haben eine neue Qualität erreicht. Unter dem Title “Kicking the Habit: How Pharmacists Can Contribute to Successful Smoking Cessation” findet am 24.-26. Oktober ein von Pfizer gesponserter Workshop am Rhamen der Fortbildungstagung “44th Annual Pharmacy Refresher” der Dalhousie University in Kanada
statt.
Der Referent, Gerry Brosky, hat ein eigenes Verständnis von Verhaltensänderung:
So beschreibt in einer kanadischen Zeitung die Teilnehmer einer Studie, die er gerade durchführt. Champix® für Raucher, die gar nicht aufhören wollen. Zwangsbeglückung mit einem Medikament, das wegen seiner schweren Nebenwirkungen bei gleichzeitig bescheidener Wirkung öffentlich in die Kritik geraten ist.
Das geht in die gleiche Richtung, wie die Bemühungen, Raucher mit chronisch Erkrankten gleichzusetzen. Nicht nur, dass dann die Krankenkasse für die Therapie mit Champix® zahlen müsste, auch wäre der Druck, trotz mangelnder Einsicht eine Entwöhnungstherapie zu beginnen ungleich grösser. Und da gibt es nur Champix®, denn ein Suchttherapeut würde keine Raucher beraten, bei denen der Wille zum Aufhören fehlt.
Frage (Update 10)
Bin ich der einzige, der die gestrige ARD-Dokumentation über die von der bösen Pharmaindustrie seit 20 Jahren verhinderte rosafarbene Vitamin-B12-Salbe namens “Regividerm”, die Neurodermitis zu “heilen” in der Lage ist, spontan für einen aberwitzigen PR-Stunt erster Güte hält?
Hier der Link zur Sendung.
Die Süddeutsche Zeitung glaubt die Geschichte.
Fefe, unumstrittener Experte für Verschwörungen jeglicher Art, glaubt sie auch.
Die Home-Page des Herstellers: www.regividerm.de
Wir haben uns deshalb gegen alle Widerstände entschlossen, Regividerm® Salbe selbst zu produzieren und hoffen, damit schon bald den Betroffenen der großen Zivilisationskrankheiten Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) wirksam und nebenwirkungsarm helfen zu können!
Update: Mehr über die Hintergründe gibt es in einem gut 5 Jahre alten Artikel der Boocompany.
Update 2: Vielleicht fehlt ja dem Autor auch ein wenig Abstand zu seiner Geschichte:
Update 3: Martens’ Rezeptbuch zur Doku erreicht Platz 5 der Amazon-Bestsellerliste.
Update 4, 14:30: Platz 3. Herta Müller ist gepackt. Da geht noch was.
Update 5, 17:45: Wer das Rezeptbuch noch nicht bestellt hat, kann sich auch gleich die fertig zusammengerührte Wundersalbe holen. Das ging ja dann doch erstaunlich fix, wenn man das resignierte Gejammer im Film noch vor Augen hat.
Update 6. 18:05: Die Süddeutsche Zeitung bringt einen weiteren Artikel und hat noch nicht Lunte gerochen:
So lange wird er jedenfalls nicht mehr auf Regividerm warten müssen, dem Mann kann geholfen werden. Siehe Update 5.
Update 7: Ich habe ja schon so manche Markteinführung von fragwürdigen Medikamenten und Medizinprodukten verfolgt. Aber diese Geschichte hier hätte man nicht besser inszenieren können. Allein das Timing ist schon ein Meisterstück.
Update 8: Meine absolute Lieblingsstelle im Film ist übrigens ein Zitat von Professor Peter Altmeyer, einem der verantwortlichen Wissenschaftler der beiden bislang bekanntgewordenen Regividerm-Studien (bei ca. 11:25):
Update 9: Hier hat sich jemand die beiden rosabedingt unverblindeten Studien genauer angesehen und ist nicht überzeugt.
Update 10: Die Süddeutsche Zeitung freut sich jetzt in ihrem dritten ahnungslosen Artikel mit uns, dass Regividerm überraschenderweise doch nicht erst in 14 Jahren zu haben sein wird.
TV wirkt.