[Unter dem Thema “medizinisches Wissen für Jedermann” veröffentlicht Der andere Hausarzt leicht verständliche Texte in denen medizinische Sachverhalte erklärt werden. Hierbei geht es vor allem um Dinge, die einem täglich beim Hausarzt begegnen. Den Anfang macht eine Artikelreihe zum Thema Blutuntersuchung.]
Teil 1: Die Blutentnahme
Jede Blutentnahme ist prinzipiell ein operativer Eingriff, wenn auch ein kleiner und meist harmloser. Mit einer spitzen Hohlkanüle wird dabei eine Vene punktiert, in der Regel eine Arm- oder Handrückenvene.
Untersucht wird in der Regel Venenblut
Jede Vene des Körper-Kreislaufes führt sauerstoffarmes Blut mittels der so genannten Muskelpumpe und mit Hilfe der Venenklappen Richtung Herz. Das bedeutet, in einer Vene herrscht kein nennenswerter Druck. Im Gegensatz zu den Verhältnissen in einer Schlagader (Arterie), bei deren unachtsamer Punktion das Blut sehr weit spritzen kann, fließt Venenblut lediglich aus einer Wunde.
Das Blut wird mit einem Stauschlauch am Oberarm gestaut. Der Blutfluss Richtung Herz wird dadurch behindert, die Venen treten hervor. Es sammelt sich ein Blutreservoir unterhalb des Stauschlauches. (Früher wurde tatsächlich ein Schlauch benutzt, heute handelt es sich eher um einen Gurt. Die alte Bezeichnung ist aber geblieben.) In Fällen von schlechten Venenverhältnissen am Arm kann eine Punktion der Leistenvene bzw. der Halsvenen notwendig werden.
Technik
Die Kanüle wird in die Ader eingeführt, das heißt nach Durchstoßen der Haut, Unterhaut und der Gefäßwand liegt die Nadelspitze in der lichten Weite der Vene. Bei zu forschem Vorgehen kann die Gefäßwand ein zweites Mal durchstochen werden, die Kanülenspitze liegt dann im Gewebe hinter dem Gefäß. Das Ansaugen von Blut ist so nicht möglich. Die Kanüle muss zurückgezogen werden, was einen Blutaustritt in das Gewebe hinter der Vene möglich macht („die Vene ist geplatzt“).
Eine weitere Komplikation ist das Vorsichherschieben der Vene mit der Kanülenspitze. Die Ader weicht der Nadel aus, es wird von Rollvenen gesprochen. Letztlich ist ein Verfehlen der Vene denkbar oder das Treffen einer zu dünnen Vene, die einem Ansaugen nicht Stand hält. Beide Varianten führen zu einer sogenannten trockenen Punktion (es wird kein Blut gewonnen).
Gelingt die Punktion der Vene, wird heutzutage das Blut meistens mittels eines Vakuumsystems in ein Untersuchungsröhrchen gezogen. Das Füllen einer Spritze mit anschließendem Umfüllen in ein Röhrchen ist nicht mehr nötig.
Nach der Blutentnahme muss die Stauung gelöst werden, damit das Blut wieder einwandfrei aus dem Arm Richtung Herz abfließen kann. Mit kräftigem Druck auf die Punktionsstelle wird ein Nachbluten verhindert und dafür gesorgt, dass sich die Verletzung in der Vene wieder schließt. Dies geschieht mit Fingerdruck oder mittels eines vorübergehenden Druckverbandes.
Für den Fall, dass nicht lange genug Druck auf die Punktionsstelle ausgeübt wird, kommt es zu Blutungen nach außen oder zu Einblutungen ins Gewebe zwischen Vene und Hautoberfläche. Letzteres führt zu mehr oder weniger starken Blutergüssen. Das Problem ist in diesem Fall nicht die falsche Punktionstechnik, sondern die zu flüchtige Wundversorgung.