Längst zurück von der Fortbildung ist der Hausarzt wieder im Einsatz. In der März-Kolumne begleitet der Leser Herrn Dr. med. Anselm Kunze auf einen Hausbesuch. Patientin Heimfeld hat Rückenschmerzen – hausärztlicher Alltag und doch eine kleine, besondere Geschichte.
Lesen Sie selbst, was ein Hausbesuch mit einer Quiz-Sendung zu tun hat, mit Angst vor Hunden und einer fälligen Dauerwelle.
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Blogroll-Update: vom Jacksonmilch-Komasaufen
Blogs, in denen Leute von ihren Krankheiten erzählen, sind langweilig. Meistens jedenfalls. Und normalerweise mag ich solche Blogs auch nicht, schließlich habe ich tagtäglich genug mit Leuten zu tun, die mir von ihren Krankheiten erzählen. Aber es gibt Ausnahmen. Zum Beispiel die OP-Tisch-Pilotin. Die ist noch keine zwanzig Jahre alt, hat eine schwere chronische Krankheit […]
Wahnsinnswoche 2016:42
In dieser Woche 129 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle.
Bericht über die Selbsthilfe-Kontaktstelle in Wuppertal.
Liebes Jobcenter: Wenn einer meiner Patienten im Juni alle nötigen Unterlagen zur Berechnung des Leistungsanspruchs nachweislich einreicht und ihr dann im September die gleichen Unterlagen nochmal haben wollt (weil sie bei euch verschollen sind), dann im Oktober aber schonmal vorsorglich die Leistungen einstellt, dann habe ich dafür keinerlei Verständnis. Schon gar nicht, wenn es sich um einen Menschen mit schwerer Depression, massiven Existenzängsten und latentem Lebensüberdruss handelt. Beim nächsten Mal melde ich sowas der Krankenkasse, damit die bei euch einen sonstigen Schaden geltend machen kann.
Liebes Versorgungsamt (und anhängende Gutachter): Ich weiß ja, dass psychische Erkrankungen in den Bewertungsrichtlinien grundsätzlich schlechter bis gar nicht bewertet werden, weil ihr euch vorrangig auf körperliche Gebrechen eingestellt habt. Aber einem schwer angstkranken, depressiven und von Existenzsorgen geplagten Menschen lapidar mitzuteilen, er hätte keine Anfälle im Sinne des Gesetzes (Krampfanfälle vs. Angstanfälle), und ihm die Notwendigkeit einer Begleitperson abzusprechen (obwohl er die Wohnung seit Monaten und auf absehbare Zeit auch zukünftig) nur mit Begleitperson verlassen kann, das ist schon frech.
Ein neues Antipsychotikum (ITI-007, Lumateperone) ist in Entwicklung und soll bei Studien ähnlich gut wirksam wie beispielsweise Risperidon sein, aber kaum Nebenwirkungen haben. Allerdings soll in einer weiteren Studie auch die Wirksamkeit auf Placeboniveau liegen.
Der Placeboeffekt bei Antidepressiva soll nun doch wohl überschätzt worden sein.
Die Zusammenhänge zwischen Gehirntätigkeit und Körperfunktionen (Bluthochdruck, Diabetes, Stressreaktionen) werden weiter erforscht. Speziell der motorische Kortex ist an der Steuerung der Nebenniere beteiligt, und kognitive und emotionale (kortikale) Vorgänge beeinflussen vegetative Reaktionen im ganzen Körper.
Donnerstag, kurz nach drei. Plötzlich kein Telefon, kein Internet: DSL-Verbindung tot. Um vier die Störungsannahme der Telekom angerufen, Rückruf wurde bis fünf versprochen. Um sieben Uhr noch kein Rückruf, also nochmal nachgefragt. Ja, erm, ein Datenbankfehler. Sollte Freitag früh behoben werden. Freitagmittag: immer noch kein DSL. Beim Nachbarn mal angefragt: ja, da war das gleiche Problem um die gleiche Uhrzeit. Wurde Freitag früh behoben (irgend ein Bauteil im Verteilerkasten hundert Meter entfernt). Hm. Der Nachbar hat einen Privatkundenanschluss, ich einen Geschäftskundenanschluss mit 24-Stunden-Entstörservice. Und dessen Techniker wusste offenbar nix von meinem Problem (Luftline drei Meter entfernt). Also wieder die Hotline angerufen: leider könne man Freitag nichts mehr machen. Samstag um 12 kam dann ein freundlicher Techniker, der das Problem nach 45 Stunden innerhalb von 20 Minuten lösen konnte: Bauteil im Verteilerkasten ausgetauscht. Werde mal bei der Telekom nachfragen, ob es unter diesen Umständen nicht besser ist, einen Privatkundenanschluss zu buchen…
Syrische Kriegsflüchtlinge (Familie mit minderjährigen Kindern) in Begleitung einer ehrenamtlichen Helferin. Bisschen Englisch, ansonsten nur Zeichensprache. Im zwei Wochen alten Bescheid des Bundesamtes für Migration wird die freiwillige Rückkehr ins Kriegsgebiet innerhalb von 30 Tagen nahegelegt, sonst… Bei konkreten Hinweisen auf Ausreisehindernisse brauche ich aber Zeit für die sachgerechte Prüfung, wie vom Innenminister gefordert. Also kurze Info für den Rechtsanwalt mit Antrag auf Fristverlängerung, Termin im November angeboten. Kontext: [1] [2]
“Wahnsinn” im Netz: meist unreflektiertes Danebenreden. Kontextbeispiele: 10x Sport, 3x Theater, 3x Immobilien, 3x Film, je 1x Kernfusion, Finanzmärkte, Computerspiele, Straßenverkehr, Buchmesse, Post, Lokalpolitik, Sonnenfinsternis 2017, lokale Possen (hab auf der dritten Seite aufgehört). Immerhin ein Hinweis auf einen Fernsehfilm über die Schizophrenie!
vateraufgaben
hintergrund: u7a, 3 jahre alter grieche, mutter (spricht nur griechisch), vater (spricht gebrochen deutsch), kinderdok (des griechischen nur leidlich mächtig).
entscheidender hintergrund: einziger sohn, drei ältere schwestern.
vater: "abba, weißt, mache immer noch pipi in pampers."
ich: "haben sie ihn denn schon mal auf die toilette oder das töpfchen gesetzt?"
vater: "weißt, sage, toilette ist nur für frauen."
mutter: lacht, macht auf griechisch vermutlich anzügliche bemerkung.
ich: "ja gut, vielleicht sieht er auch immer nur seine schwestern und seine mutter auf toilette gehen."
vater: "ja, ich nix viel zu hause. weißt."
ich: "wie oft war er denn schon bei ihnen als vater mit auf toilette?"
vater stirnrunzelnd: "hä? nicht verstehen. achso! nein, gar nicht."
ich: "verstehen sie? er sieht nur die schwestern und mama zur toilette gehen, vater aber noch nie, also ist toilette nur für die frauen."
vater: "aaah!" denkt nach.
da er noch nicht so überzeugt war, habe ich ihn ein wenig beseite genommen:
ich: "jetzt gehen sie mal am wochenende mit ihrem stavros-christos-yani als vater und sohn in die natur, stellen sich mal irgendwo an den wegesrand und zeigen ihm mal, wie man das als mann so macht beim pinkeln."
ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich gesagt habe.
vater: "meinen sie? aha."
spricht dann auf griechisch zu seiner frau.
mutter: lacht, macht auf griechisch vermutlich anzügliche bemerkung.
vater: "gut. doktor? machen wir. weißt: stavros-christos-yani und ich heute nachmittag gehen in wald. baum pinkeln." grinst über beide ohren.
super. und morgen kommt der hiesige förster oder dorfpolizist oder das ordnungsamt bei mir vorbei und erzählt mir, ich hätte einem vater geraten, mit seinem sohn in den wald pinkeln zu gehen.