…ist eine Krankheit, die häufig nach dem gleichen Schema abläuft. Es beginnt fast immer mit Genuss- oder Frusttrinken. Das regelmäßige Trinken steigert sich und führt unbemerkt in die Abhängigkeit. Wohl kein Genussmittel ist so gefährlich und so geschaffen dafür, eine Sucht auszulösen, wie der Alkohol. Vergleichbar bezüglich des „erlaubten Missbrauchs“ sind die Nikotinsucht, die Sucht nach Zucker oder fetthaltiger Nahrung, aber weder das eine noch das andere verändert die Persönlichkeit.
Alkohol ist deswegen so gefährlich, weil man häufig und lange trinken kann, ohne dass es aufällt oder gar jemanden stört. Alkohol ist ein Suchtmittel, das Nicht-Süchtige ebenso verkonsumieren wie Süchtige. Niemand weiß im Einzelfall zu sagen, wo die breite Allee des Genusses in den schmalen Pfad der Krankheit übergeht, der schließlich zu einer Gratwanderung wird.
Ein weiterer Punkt kommt hinzu: Je gesellschaftsfähiger ein Suchtmittel ist, umso problematischer können Entzug und Entwöhnung sein. Dies ist der Grund, warum Alkoholentzug schwieriger sein kann als Heroinentzug. Es beginnt bei der Einsicht in die Notwendigkeit.
Was die „Karriere“ eines Alkoholikers in Bezug auf seine Umgebung betrifft, so wurde dieses Thema bereits besprochen. Aber es gibt eine zweite „Karriere“ im Zusammenhang mit der Alkoholkrankheit, die des körperlichen und geistigen Verfalls.
Hier einige Schlagworte zum körperlichen Verfall:
Appetitlosigkeit, Zittern, Wassereinlagerungen als Zeichen der Herz- und Kreislaufschwäche, Leberverfettung, Leberzirrhose, Hirnschwund, Epilepsie.
Schlagworte zum geistigen Verfall:
Verharmlosen der Situation, Beschönigen, Konzentrationsstörungen, Denkstörungen, Zunahme von Wort- und Satzhülsen (Gespräche über das Wetter, politische Pauschalurteile u. ä. nehmen zu), schließlich Intelligenzverlust und Stumpfsinn bis hin zum völligen Verlust der Urteils- und Denkfähigkeit.
Lesen Sie zum körperlichen und geistigen Verfall im Verlauf einer nicht oder nur unzulänglich therapierten Alkoholkrankheit den Familienroman Der Verlust.