aut idem – Verunsicherung der Patienten bleibt

Die unglückselige aut-idem-Regelung ist seit über einem Jahr in Kraft und die Verunsicherung der Patienten nimmt kein Ende.
Als Hausarzt erlebe ich in der Sprechstunde immer wieder erschreckende Folgen der aut-idem-Regelung.
Heute musste ich feststellen, dass eine meiner Patienten seit Wochen überhaupt keine Medikamente mehr eingenommen hat. Nicht ohne Grund war sie der Meinung, dass ihre Apotheke jedes Mal andere Pillen auf ihr Rezept hin ausgeben würde. Bevor sie etwas Falsches schluckte, wollte sie lieber gar nichts einnehmen, offenbarte sie ihrem Hausarzt heute. Die Beteuerungen der Apothekerin nützten da wenig, schließlich gilt für sie das, was der Hausarzt verordnet. Die Folgen waren unübersehbar: Der Blutdruck der Patientin war katastrophal hoch, die Beine geschwollen und die Atmung eingeschränkt.
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt könnte sich ja, wenn sie zynisch wäre, darüber freuen, dass die Patienten gar keine Medikamente mehr einnehmen. Das wäre so richtig billig. Aber im Fall der obengenannten Patientin stach auch dieser “Trumpf” nicht. Die Frau hat trotzdem immer brav ihre Rezepte eingelöst, um ihren Hausarzt nicht zu verprellen, falls der die Rezeptabholung kontrollierte.
Das sind besondere Auswüchse des Systems, aber sicher nicht selten. Noch weniger selten sind Probleme beim Stellen der Medikamente durch Angehörige oder Pflegedienste. Jedes Mal sehen die Tabletten anders aus und schon ein kurzes Vergewissern, ob die Substanz dieselbe geblieben ist, raubt wertvolle Zeit.
Vorratshaltung in den Apotheken ist nicht mehr möglich
Die unendliche Flut der Präparatevarianten, die jeweils gerade die günstigsten sind oder deren Hersteller einen Rabattvertrag mit der jeweiligen Krankenkasse haben, macht darüberhinaus eine Vorratshaltung in der Apotheke kaum noch möglich. So heißt es immer wieder, die Medikamente müssen erst bestellt werden. Gerade für ältere Leute ein mühsamer zweiter Weg in die Stadt.
Was mich wundert ist, dass niemand protestiert. Patienten und Apotheker verhalten sich so ruhig wie die Ärzte. Manche schreiben sich in Ihrem blog den Ärger von der Seele.

Lesen Sie dazu auch die bereits zu diesem Thema erschienen Artikel aut-idem Das Kreuz mit dem Kreuz auf Deutschland Rezepten und die entsprechende Fortsetzung

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