Andere Familien geben ihre Privatbank oder ihren Automobilkonzern an die nachfolgende Generation weiter – bei uns wird man eben Krankenpfleger oder Krankenpflegerin. Mein Vater und meine Mutter haben damit angefangen, neben mir haben zwei meiner Brüder (wir sind vier Jungs) den Beruf erlernt, meine Frau hat ein Jahr vor mir ihre Krankenpflegeprüfung abgelegt, eines unserer Kinder lernt bereits Krankenpflege und ein anderes bewirbt sich derzeit auf einen Ausbildungsplatz als Krankenpflegerin.
Mithin die dritte Generation – da hat aber schon mancher Privatbankiers- Enkel die Segel gestrichen und das vom Großvater so mühsam aufgebaute Bankhaus mit Karacho an die Wand gefahren. Und wer in Zeiten der Wirtschaftskrise ein Automobilkonzern sein eigen nennt, wünscht sich bisweilen, der Opa hätte statt des Verbrennungsmotors lieber den Jamba-Klingelton erfunden.
Ganz anders unsere Familie, uns macht keine Krise mehr etwas aus. Kürzlich z.B. geht meine Frau mit mir im dörflichen Supermarkt einkaufen (d.h. ich schieb den Einkaufswagen) als sie plötzlich vom uns bekannten Betreiber eines Pflegedienstes vor Ort und früherem Chef meiner Gattin von hinten an den Armen gepackt wurde und dieser laut aber flehentlich durch den Markt skandierte: „Ich habe eine – ich hab eine Krankenschwester gefunden.“ Er wollte dann auch gar nicht mehr loslassen, was seine Not unterstrich, aber unseren Einkauf erschwerte. Was neben dem weinend zurückgelassenen Pflegedienstbetreiber blieb, ist die Gewissheit, dass auf Privatbanken und Automobile gegebenenfalls noch verzichtet werden kann – auf die Krankenpflegerin auf keinen Fall. (Zi)
Dieser Beitrag ist aus dem Magazin “Nordwest Impulse”, unseren exklusiven Informationen für die Mitglieder des DBfK Nordwest. Ältere Ausgaben der Nordwest Impulse sind auf unserer Homepage hinterlegt, die aktuelle Ausgabe wird unseren Mitgliedern dieser Tage mit der Post zugestellt.