Perspektivwechsel: was geht ab im Patientenzimmer?

Wir Pflegende im Krankenhaus erleben es täglich: Patienten in einem Zimmer schlagen und vertragen sich, überschütten uns mit Beschwerden über ihre Mitpatienten oder entlasten uns, indem sie einfache Tätigkeiten übernehmen (Fenster öffnen/schließen, Kopfteil rauf /runter, usw.). Durch immer kürzere Liegezeiten der Patienten ist eine Belegungssteuerung, die die Vorlieben der Patienten in Bezug auf ihre Mitpatienten haben reiner Luxus geworden – eigentlich sind wir ja schon froh, dass wir alle Patienten irgendwie “unterkriegen”. Es stellt sich die Frage: Ist das Miteinander im Patientenzimmer ein Aspekt von “good-care”?

Der Ethikkodex für Pflegende – wie bei vielen anderen Fragen auch – weiter: “Untrennbar von Pflege ist die Achtung der Menschenrechte, einschließlich dem Recht auf Leben, auf Würde und auf respektvolle Behandlung. […] Die Pflegenden üben ihre berufliche Tätigkeit zum Wohle des Einzelnen, der Familie und der sozialen Gemeinschaft aus; sie koordinieren ihre Dienstleistungen mit denen anderer beteiligter Gruppen. […] Pflegende fördern bei ihrer beruflichen Tätigkeit ein Umfeld, in dem die Menschenrechte, die Wertvorstellungen, die Sitten und Gewohnheiten sowie der Glaube des Einzelnen, der Familie und der sozialen Gemeinschaft respektiert werden.”

Würde, Koordination und Umfeld gestalten – das sind die Schlüsselwörter zur Frage von “good-care” in diesem Kontext. Es ist die Aufgabe von Pflegenden, den Patienten ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Dass dies nicht bekannt ist , liegt daran, dass es weder in der Ausbildung noch zu einem späteren Zeitpunkt benannt wird. Und: Was nicht benannt wird, kann nicht erforscht, bewertet und finanziert werden. Es ist unsere Aufgabe, dies zu ändern. Benennen wir also die Phänomene in den Patientenzimmern! Mittlerweile haben wir erkannt, dass der Genesungsprozess durch den Patienten selber vollzogen werden muss. Unsere Aufgabe als Pflegende ist es, ihn dabei zu unterstützen und ihm in dieser Zeit eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Die oft belächelten “weichen” Faktoren gewinnen zunehmend an Bedeutung – sorgen wir dafür, dass sie endlich den Status bekommen, der ihnen zusteht. Nicht trotz sondern gerade wegen der oft schwierigen Situation im Krankenhaus.

Gedanken eines Krankenpflegers, aufgezeichnet von Zi

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