Sucht allgemein und der Alkoholismus im besonderen sind eine Möglichkeit,„dem Leben davonzulaufen,eine innere Leere zu füllen“.
Um nicht ständig den Mangel unerfüllter Bedürfnisse als Ausdruck eines defizitären und entfremdeten Lebens zu spüren, entscheiden sich viele – bewußt oder unbewußt – für eine Flucht aus der Wirklichkeit in die Abhängigkeit,die Sucht,den Alkoholismus,die psychosomatische Störung,die Krankheit.
Insofern ist Sucht weniger eine Frage der wissenschaftlichen Definition,als ein „Grundproblem unserer Konsumgesellschaft“,für den Süchtigen,für den Alkoholiker stellt sie den subjektiven Lösungsversuch seines Sinnproblems in der Wohlstandsgesellschaft dar.In diesem Zusammenhang warnt Lechler (1990) vor dem folgenschweren Irrtum,den Süchtigen als „Sklaven der Droge bzw.des Alkohols“ anzusehen.
Vielmehr heuere sich derjenige,der als Süchtiger sich dem Leben nicht zu stellen vermag,stellvertretend Sklaven an,die für ihn das besorgen müssen,wozu er sich selbst nicht in der Lage fühlt.Dabei arbeiten „Drogen“ und „Alkohol“ sowie die unzähligen anderen Äquivalente zunächst zur größten Zufriedenheit der „Sklavenhalter“. Diese sind nicht mehr gezwungen,ihr Erfahrungs und Lerndefizit,Ursache ihres Un Vermögens im Leben,durch lernendes Suchen und Bemühen aufzufüllen.
Da die Sklaven das Defizit scheinbar ausgleichen,erfährt der Konsument „nicht mehr die drohende und sogar quälende Not-Wendigkeit,sich einem oft mühseligen Lernprozeß zu stellen“.Auf welchen faustischen Pakt er sich eingelassen hat,erfährt der Abhängige meist erst,wenn es beinahe zu spät ist;in manchen Fällen überhaupt nicht mehr!Und der Weg zurück ins Leben ist ein mühsamer,quälender und schmerzlicher Prozeß,der ein Leben lang andauert und – zumindest aus Sicht der meisten Suchttherapien – völlige Abstinenz vom Suchtmittel voraussetzt.