Am Freitagmorgen griff ich spontan zum Telefonhörer, um meiner fast vierundsiebzig jährigen Mutter für eine wertvolle Gabe Ihrer Erziehung zu danken. Durch ihr Vorbild habe ich gelernt, mich täglich über die vielen, kleinen Glücksmomente des Alltags freuen zu können. Das hat meine Mutter mir vorgelebt, und es verging kein Tag, an dem sie nicht Blumen, Farben, Gerüche, einen Nachtisch, Kinderlächeln…”herrlich” oder “köstlich” fand. Das war Begeisterung über das Leben, so wie es sich täglich zeigt, pur. Davon ließ sie sich auch nicht abbringen in schweren Zeiten voll Leid, Kummer und Schmerz, die auch sie kannte und auszuhalten hatte. Aber auch wenn das große Glück mal ausblieb, Dürreperioden für die Seele, schwierige menschliche Situationen oder auch mal nicht so ganz leichte Erziehungsaufgaben mit mir anstanden, pflegte Sie das kleine, tägliche Glück zu pflücken. Und ich mache es ihr heute nach und versuchte es auch meinen drei, inzwischen ebenfalls erwachsenen Kindern zu vermitteln. Und wenn ich mir die drei so anschaue, sehe ich, dass auch sie das Rezept ihrer Großmutter praktizieren. Ja, wir sind eine Familie, die sich noch begeistern kann: Über die gar nicht so kleinen Kleinigkeiten, über das gar nicht so kleine, tägliche Glück.
Danke liebe Mutter und Dir zur Ehre hier meine kleine, spontane Liste für tägliches Glück:
- Karneval der Farben
- Sinneswelt der Düfte
- Gärten voller Blumen
- Heiteres Kinderlachen
- Die Landschaft eines schönen Gesichtes
- Ein warmes Lächeln als kürzeste Brücke zwischen zwei Menschen
- das Wunderwerk des menschlichen Körpers
- wohlklingende Stimmen, die eine gute Stimmung schaffen
- Blickkontakte, die Kontakt machen
- zuhören und menschliches Vertrauen genießen dürfen
- sich aussprechen können und ein offenes Ohr finden
- Geliebte Menschen riechen, umarmen und berühren
- Durch sexuelle Befriedigung auftanken und tief entspannen zu können
- Schlafen und dadurch immer wieder Regeneration erfahren
- Träumen und kreative Problemlösungen in der Nacht
- Beten und Meditieren als Atemholen der Seele
- Speisen und Getränke lustvoll riechen und schmecken
- In eine warme Decke kuscheln und relaxen
- Ein heißes Bad
- Eine erfrischende Dusche
- Extrapower durch Siesta und Mittagschlaf am Wochenende
- Ausschlafen am Sonntag
- In spannenden Büchern schmökern
- Tanzen, Bewegen, Hüften schwingen
- Spazieren gehen
- Natur und Naturgeräusche
- Musik genießen
- Kunstpostkarten, Bilder, Fotobände, Alben…
- Gedichte rezitieren
- schöne Sprüche, Aphorismen, Zitate
- Sonne, Licht, Luft, die vier Elemente
- Arbeiten, Gestalten, einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten
- das faszinierende menschliche Gehirn
- Die Geheimnisse des persönlichen und kollektiven Unbewussten
- dass ich mich aufgrund meiner Sensibilität fürs tägliche Glück ständig in geistigen Abenteuern befinde und alles immer wieder frisch und neu ist..
Meine Liste ist sicher noch nicht vollständig. Aber erstens möchte ich jetzt raus in die Sonne, um ihr warmes Streicheln auf meiner Haut zu genießen. Und zweitens möchte ich nun vom Sprechen zum Hören umschalten und Ihnen das Wort erteilen. Was tun Sie ganz konkret, um das tägliche, kleine Glück zu pflücken?