Die Verwässerung homöopathischer Mitteldifferenzierung durch immer neue Repertorien
Die einschlägigen Wirkungen der bekanntesten homöopathischen Mittel wurden von den klassischen Homöopathen im 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert hinreichend geprüft. Die Tatsache, dass Homöopathen der heutigen Zeit bei den gleichen Arzneien immer neue Symptome herausfinden und dokumentieren, ist unlogisch und erweist der Wissenschaft keinen guten Dienst.
Wir können doch wohl davon ausgehen, dass die Arzneiwirkungen von beispielsweise Lachesis oder Lycopodium über die gesamte Zeit gleich geblieben sind. An den folgenden Beispielen soll aufgezeigt werden, wie die Herausgabe immer neuerer und umfangreicherer Repertorien zur Indifferenz homöopathischer Mittelbilder führt.
1. Beispiel Lachesis
Lachesis gilt als DAS linksseitige Mittel!
KENT führt in seinem Repertorium unter Modalitäten, Seiten links Lachesis als dreiwertiges Mittel auf. Als rechtsseitiges Mittel ist Lachesis dort überhaupt nicht genannt. Dies entspricht auch der linksseitigen Spezifikation von Lachesis.Auch das SYNTHESIS-Repertortium, Ausgabe 7, enthält wie der KENT Lachesis als dreiwertiges linksseitiges Mittel und keine Nennung als rechtsseitiges.
Aber dann wird das Schema durchbrochen: Das SYNTHESIS-Repertorium, Ausgabe 9.1, enthält Lachesis als dreiwertiges linksseitiges und dann gleichzeitig aber auch als dreiwertiges rechtsseitiges Mittel! Auch das REPERTORIUM UNIVERSALE ordnet Lachesis eine jeweils dreiwertige Links- und Rechtsseitigkeit zu.
2. Beispiel Lycopodium
Lycopodium glt als DAS rechtsseitige Mittel!
Auch hier wieder die gleichen Tendenzen. Während das KENT-Repertorium und auch das Synthesis 7 diesem Ergebnis der klassischen Arzneimittelprüfungen entsprechen, verwässern das SYNTHESIS 9.1 und das REPERTORIUM UNIVERSALE die Mittelbilder, indem hochwertige Nennungen auch für die linke Seite erscheinen.
Was vormals genau differenziert war, ist jetzt ein Einheitsbrei geworden. Nun wirken also sowohl Lachesis als auch Lycopodium in stärkstem Maße 3-wertig rechts und auch links – na so was!
Diese Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Als Fazit bleibt:
a) Eigenartige Symptomenvermehrung
Durch die Herausgabe immer neuer Repertorien steigt wohl das Einkommen der Verlage, aber der seriösen Homöopathie wird dadurch die Grundlage entzogen. Alles wird letztendlich nur noch zu einem Einheitsbrei vermischt. Je mehr neue Repertorien erscheinen, desto mehr Symptome finden sich bei den Mitteln.
b) Zerstörung der homöopathischen Fachdiskussion
Darüber hinaus wird mit jedem neu aufgelegten Werk die Einteilungskriterien der vorhergehenden Repertorien konterkariert. Das SYNTHESIS ist ein besonders gutes Beispiel dafür. Damit schafft es der Verleger, jedes neue Werk als “überarbeitet” und dementsprechend vorteilhaft erscheinen zu lassen. Da dann viele unterschiedliche Werke auf dem Markt sind, gibt es auch keine einheitlichen Repertorisationsergebnisse mehr. Gemeinsame Fallbesprechunge auf breiter Basis gehören somit der Vergangenheit an.