In den Nachrichten liest man ja seit Wochen so Einiges, was dem gesundheitsbewussten Bundesbürger das Blut in den Adern gefrieren lässt: Gefährliches Supervirus. Schweinegrippe auch in Deutschland. Mensch- zu- Menschübertragung… Die Liste der reißerischen Schlagzeilen ist lang und wird immer länger.
Was also tut der medizinische Laie in seiner Angst und seiner Suche nach Antworten?
Richtig, er ruft einen befreundeten Medizinstudenten an.
Und schon befinde ich mich mitten in einer Diskussion über Risiken und Nebenwirkungen, Gefahren, Medikamente, Viren und die Spanische Grippe, und zwar mit einer Person, die – so böse das klingt – davon vermutlich nur die Hälfte versteht.
Was genau, lieber Anrufer, bringt dir die Information, dass das H1 für Hämagglutinin Typ 1 und N1 für Neuraminidase Typ 1 steht? Was genau kannst du anfangen mit meiner Anmerkung, dass Influenza-Viren zu den Orthomyxoviren gehören und ein Minus-Strang-RNA Genom aus acht Segmenten besitzen? Und wie kommst du überhaupt darauf, dass ich in der Lage bin zu sagen, wie gefährlich das Ding ist? Ich studiere Medizin – aber nicht Virologie im speziellen. Ich weiß es also nicht.
Denn seien wir mal ehrlich: Auch ein Semester mit intensivster Lehre der Mikrobiologie macht mich nicht zu einem Spezialisten in Sachen Influenza A-Viren. Ich bin vor zwei Wochen in der Prüfung froh gewesen, dass ich wusste, dass es auch noch Influenza Typ B gibt.
Natürlich kann ich dann am Telefon anfangen, meine Lernkarten vorzulesen und so spannende Wörter zu nennen wie „Antigenshift“ und „helikales Nukleokapsid“. Aber ich kann nicht sagen, ob es notwendig ist, Reisepläne zu überdenken, und ich habe auch keine Ahnung, ob es ratsam wäre, sich noch schnell gegen Grippe impfen zu lassen.
Stellen wir also fest: Ich weiß vielleicht, wie das Virus grob aufgebaut ist, und ich weiß vielleicht sogar noch die Symptome einer Grippe, aber dann hört es auch schon auf.
Das wichtigste ist jedoch: Nein, ich weiß noch nicht genug, um in meiner Küche ein Zaubermittel dagegen herzustellen und ich werde es auch nicht probieren. Dafür gibt es Spezialisten. Ich finde, wir lassen denen ein bisschen Zeit, ein Mittelchen gegen die Viren zu finden. Die wissen was sie tun. Ich nicht.
Außerdem weiß ich auch nicht genug, um eine detaillierte Gefahrenanalyse abzuliefern. Fragt also gar nicht erst, was ich darüber denke.
Lest weiter die Nachrichten oder den Newsletter der WHO oder was auch immer euch sonst beruhigt, aber lasst mich mit H1/N1 in Ruhe!
(Anna, Via medici online-Lokalredakteurin für Lübeck)
Den ersten Teil “nervige Fragen” findet ihr hier:
Von nervigen Fragen und fehlenden Antworten I
und den zweiten Teil “nervige Fragen” gibt’s hier:
Von nervigen Fragen und fehlenden Antworten II