“Ich wünsche mir nen roten Rahmen!”
Heute war ich Kamerakind. Den ganzen Tag. Mit Chef. Mein Chef ist ein großartiger Operateur, ich würde mich jederzeit von ihm operieren lassen, wenn ich was am Bauch hätte. Aber mein Chef hat ein Manko: Ein sensibles Innenohr. Und deshalb wird ihm immer schlecht, wenn man mit der Kamera zu sehr im Bauch (des Patienten, gell) rumrührt. Dann guckt er plötzlich weg und legt alles hin und man sieht ihm an er würde eigentlich gerne den Kopf in die Hände legen oder kotz erbrechen, aber geht ja schlecht weil er am OP-Tisch steht und dann schaut er in die Ferne und seufzt.
Tja, und heute hatten wir leider bei der TAPP die Trokare so ein bisschen wirr angelegt, so dass die Abstände nicht so richtig gestimmt haben (war aber auch ne ganz ganz schmale Frau, ich weiß gar nicht wo die ihre Leistenhernie herhatte), und die Hernie war links, was irgendwie wohl von der Handhabung schwieriger ist als rechts, wegen der Instrumente und wie die dann wann in welcher Hand sind, und dann wars ein Drama. Diese Operation hat ewig gedauert, Chef hat abwechseld über die Sicht gemault oder war grün im Gesicht und hat gar nix mehr gesagt, aber ich konnte nichts dafür, weil er immer mit seinem Arbeitstrokar meinen Kameratrokar angeschubst hat, und dann hats halt gewackelt. Oh, nicht schön. Konnte ich ihm auch nicht so erklären. Naja, hilft ja nix. Irgendwann hatten wir (naja, strenggenommen der Chef…) das Netz dann eingebaut und mussten eigentlich nur das Peritoneum zunähen, und dann ist dieser Faden gerissen. Oh mann. Wirklich belastende Sache. Naja, neu genäht, alles gut, aber insgesamt hat diese OP keinen Spaß gemacht, nein nein. Dann gabs noch ne schöne LapChe, die ging wirklich glatt. Natürlich war aber die dazugehörige Patientin highlyprivat, sozusagen TripleP, sonst hätte ich vielleicht rangedurft. Ein Träumchen. Ich glaube wir haben ne knappe halbe Stunde gebraucht.
Und dann gabs ein LapSigma, das war so mittel. Zwischendurch gabs reichlich Schokolade, seit ich meine Kaffeekassenschulden im OP bezahlt habe, hab ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich da immer drüber herfalle. 