(NORDWEST) Europa heißt “die Frau mit der weiten Sicht” – ein Anspruch, der nicht auf alle Mitgliedsstaaten anzuwenden scheint. Die EU befasst sich mit der Zukunft der Gesundheitsversorgung in Europa – vor allem mit den Arbeitskräften im Gesundheitswesen. Es ist keine höhere Mathematik, um einzusehen, dass unter dem Einfluss des demographischen Wandels weniger Gesundheitsfachkräfte mehr Leistungsempfängern gegenüber stehen. Das sieht auch die Kommission der europäischen Gemeinschaften so. Und stellt im Grünbuch der Kommission die Herausforderungen und den daraus abzuleitenden Handlungsbedarf heraus. So kommen die Politiker auf die Schlussfolgerung, dass, wenn mehr Ärzte und mehr Pflegepersonal gebraucht würde, auch mehr Ausbildungs- und Studienplätze von Nöten seien. Zugleich sollte mehr Energie in die berufliche Mobilität und deren Voraussetzungen investiert werden – z.B. bei der Vergleichbarkeit von Zugangsbedingungen zu Studium und Ausbildung und deren Abschlüssen, oder bei Sprachkenntnissen. So solle in der EU eine grenzüberschreitende Verinbarung im Bezug auf die Ausbildung von Fachkräften im Gesundheitswesen gefördert werden, um im Bedarfsfalle einen europaweiten Einsatz von medizinischem und pflegerischen Personal zu ermöglichen.
In Deutschland hingegen scheint man auf die EU zu pfeifen – erst wurden in den zurückliegenden Jahre gut 15 % der Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege abgebaut, während zugleich die Belastungen für Pflegende anstiegen. Dann wurden 21.000 neue Pflegestellen angeboten, von denen nun keiner mehr sagen kann,wo diese herkommen sollen. Und schließlich zimmert sich die Bundesregierung ein neues Krankenpflegegesetz, um die Löcher zu stopfen.
Während also unsere europäischen Nachbarn Strategien entwickeln, einer älter werdenden Gesellschaft eine Perspektive zu geben, setzt man in Deutschland lieber darauf, den Kopf in den Sand zu stecken. Da können wir dankbar sein, dass auch uns Deutschen mit dem “Schengener Abkommen” immerhin die Möglichkeit offen steht, in eines der Nachbarländer auszuwandern, die in eine bedarfsgerechte Gesundheits- und Pflegeversorgung investieren. (Zi)