Foto: Jakobskreuzkraut in voller Blüte Christian Fischer, cc.Lizenz 2.5
Die Schwangere in Baden-Würtemberg hatte einen pflanzlichen Tee getrunken, zur “Steigerung der Immunabwehr” – wenige Tage nach der Geburt starb ihr neu geborenes Kind an akutem Leberversagen. Der Tee enthielt “Pyrrolizidinalkaloide”, eine Gruppe giftiger Substanzen, die von vielen Pflanzen gebildet wird, von Unkräutern wie dem Jakobskreuzkraut, aber auch von Heilkräutern wie dem Huflattich, der Pestwurz und dem Beinwell. Maximal ein Mikrogramm (ein tausendstel Gramm) sollte ein Mensch am Tag davon aufnehmen, sagt der Gesetzgeber. Für Schwangere sollte die Menge noch geringer ausfallen, in keinem Fall sollten pflanzliche Arzneimittel mit Verunreinigungen aus dieser Gruppe giftiger Substanzen länger als vier bis sechs Wochen eingenommen werden.
Massenvergiftung in Äthiopien
Die Schwangere, deren tragischer Fall in den letzten Tagen durch alle Zeitungen gemeldet wurde, hatte den Tee wohl nicht in der Apotheke gekauft. Dies vermutet zumindest Helmut Wiedenfeld, Pharmazeut an der Uni Bonn. Wiedenfeld forscht schon seit über 20 Jahren über die giftigen Inhaltsstoffe der sogenannten Kreuzkräuter und ihrer Verwandten. So konnte er kürzlich eine Massenvergiftung in Nord-Äthiopien aufklären. Dort wucherte das Jakobskreuzkraut als Unkraut auf Getreidefeldern. So gelangte sein heimtückisches Gift in Brot und Bier, mehrere hunderte Erwachsene starben.
Überall wuchert das giftige Kraut
Wiedenfeld sieht das Jakobskreuzkraut mittlerweile massenhaft an Wegrändern und auf Viehweiden wuchern, er sah schon “Kühe in Niedersachsen und Hessen bis zum Bauch im Jakobskreuzkraut stehen”. Kein Wunder: Es wurde noch bis vor kurzem bewusst zur Begrünung von Brachflächen angesät, weil es sehr genügsam ist und so schön blüht. In England und der Schweiz ist das Auftreten des giftigen Krautes dagegen schon meldepflichtig. Manche vermuten, der Klimawandel trage zur massenhaften Verbreitung des giftigen gelben Krauts bei.
Leberschäden und Leberkrebs
Das Heimtückische an den Giften des gelb blühenden und bis zu 1,5 m hohen Krautes: Sie werden erst in der Leber zu Giften umgewandelt. Schon in geringsten Mengen führen die Giftstoffe zu Leberschäden, bei dem oben erwähnten Neugeborenen führte Leberversagen zum Tode wenige Tage nach der Geburt. Aber auch Leberkrebs kann durch die Pyrrolizidinalkaloide hervorgerufen werden.
Ebenso wie Menschen sterben auch Kühe und Pferde nach dem Genuss des giftigen Krauts.
Meine Empfehlungen: Auch pflanzliche Arzneimittel haben Nebenwirkungen, manchmal sogar lebensgefährliche. Nehmen Sie keine Arzneimittel, auch keine Kräutertees ein, wenn Sie keine Beschwerden haben. (Die Immunabwehr z.B. lässt sich mit keinem Medikament steigern.)
Sprechen Sie über die Einnahme mit Ihrem Arzt, vor allem wenn Sie schwanger sind oder wenn es sich um Kinder handelt.
Quellen
Süddeutsche Zeitung vom 23.05.09: “Die tödliche Menge Jakobskreuzkraut”
Organische Chemie.ch: “Pyrrolizidin-Alkaloide gefährden tierische und menschliche Ernährung”
Homepage Helmut Wiedenfeld, Pharmazeut an der Uni Bonn
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: “Vorsicht vor dem Jakobskreuzkraut”