Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Im Spiegel Nr. 20/2009 erklärt ein angesehener Pharmakologe, dass Händewaschen effektiver gegen Ansteckung mit dem Grippevirus hilft als die Einahme von Tamiflu. Danke! Danke, für diese Offenheit und Klarheit und danke, für den offensichtlichen Verzicht auf Pharma-Sponsering bei diesem Spiegel-Interview.
Als alter Werder-Fan freut es mich, dass dieses selten offene Interview gegen den Tamiflu-Unsinn aus Bremen kommt. Professor Dr. med. Bernd Mühlbauer ist Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Klinikum Bremen Mitte.
Hier einige Quintessenzen aus dem Interview:
1. ob Tamiflu im Fall von Schweinegrippe hilft, ist bislang unbewiesen
2. bei normaler Grippe wirkt es allenfalls schwach
3. es ist nicht nur zweifelhaft, dass Tamiflu bei Grippeinfektionen hilft. Es ist auch nicht bekannt, ob es überhaupt gegen Infektionen helfen kann
4. prophylaktische -also vorbeugende- Einnahme von Tamiflu ist nicht nur übertrieben, sondern sogar unverantwortlich, insbesondere bei Kindern. Tamiflu-Tabletten sind keine Smarties und haben nicht unerhebliche Nebenwirkungen
Am Ende des Interviews ereilt den Herrn Professor dann aber doch noch eine kleine Realitätsschwäche. Er meint, die Bevorratung von Tamiflu und die entsprechende Ausgabe bei Epidemien sollte für besonders gefährdete Personen (medizinisches Personal und anderes Einsatz-Personal) begrenzt bleiben. Und man (wer?) sollte im Notfall dafür Sorge tragen, dass die Vorräte sinnvoll verteilt werden.
Weiß der Herr Professor nicht, dass jeder für Geld alles kaufen kann, und das auch tun wird? Und dass jeder für Geld alles verkauft, und das auch tun wird?