Der Blutwurstwitz

Bad Dingenskirchen, morgens um halb acht. Medizynicus balanciert ein Tablet über den Krankenhausflur. Darauf befindet sich alles, was man braucht um seine Patienten zu piesacken: Ein Sortiment von Nadeln, Tupfer, Pflaster, Desinfektionsspray. Und etwa zehn Plastikbecherchen. In jedem davon stecken ein, zwei oder drei mit Namen beschriftete Plastikröhrchen.
Kenner wissen Bescheid: Medizynicus dreht seine allmorgendliche Blutabnahmerunde.
“Der Vampir ist wieder unterwegs!” grummelt Oma Tiedeböhl und humpelt schnell in ihr Zimmer.
Das war der Vampirwitz.
Geschätzte siebenhundertdreißigtausendmal gehört.
Medizynicus klopft am nächsten Krankenzimmer und tritt ein.
“Guten Morgen, die Herren…”
“Guten Morgen, Herr Doktor!” schmettert mir Herr Mühlbauer entgegen, ein stattlich gebauter Mittsechziger mit KHK und akuter Bronchitis.
Dann krempelt er sein Hemd hoch, macht eine Faust, streckt mir seinen Arm entgegen und dreht den Kopf in die andere Richtung.
“Gibts bei Euch heute wieder Blutwurst?”
Das war der Blutwurstwitz.
Geschätzte achthundertneununddreißigtausendmal gehört.

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