Falls ihr jetzt erwartet von Harndrang und Toilettenmangel zu lesen, liegt ihr falsch. Stattdessen liegt mir etwas auf der Seele…
Als ich eben von der Uni nach Hause geradelt bin, gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf, die zur Abwechslung mal nichts mit dem Lernstoff zu tun hatten. Vielmehr habe ich mich mit dem Phänomen der Freundschaften und Bekanntschaften in der Unizeit beschäftigt und ich wollte das unbedingt zu Papier… äh, zu Blog bringen:
Immer häufiger fallen mir Parallelen zur Schulzeit auf (und das will was heißen, die ist nämlich verdammt lang her). Dort war man jahrelang gezwungen, ohne es so richtig zu bemerken, mit den Freunden zurecht zu kommen, die man dort nun mal gefunden hatte. Meist beschränkt auf die eigene Klasse. Sprich, die Auswahl war begrenzt auf 25-30 Personen, aber irgendwie war doch immer jemand dabei, mit dem man dann irgendwie gut zurecht kam. Seltsamerweise, wahrscheinlich können mir da die meisten zustimmen, war es sogar weit mehr als ein Auskommen und nicht selten haben sich “Beste Freunde” oder untrennbare Cliquen gefunden. Bei mir nicht anders.
Doch trotzallem, habe ich heute bis auf sehr wenige Ausnahmen nur noch mit einigen meiner damals allerbesten Freunden oder Freundinnen zu tun, denn wenn ich das heute betrachte, waren viele eben nur Zweckgemeinschaften, erzwungen aus der mangelnden Auswahl. Später Richtung Abi, wurde das natürlich besser, allein schon durch das Kurssystem wurden die Gruppen vermischt und auch hin und wieder Freunde “aussortiert”. Aber doch, waren die besten Freunde immernoch Mitschüler, oder zumindest Derivate dessen
Heute, wenn man als frisch gebackener Abiturient in die Uni zieht, geht es den meisten in ihrem Verhalten noch immer nicht anders, so scheint es. Auch wenn die Auswahl nun sehr viel größer ist, wird auf einem gewissen Klammerverhalten bestanden. Schnell werden “passende” Lernpartner, WG-Mitbewohner und neue Freunde gefunden, mit denen man nun, im Austausch zu den alten Fredunen, die oftmals in der Heimat zurückgelassen wurden, den Tag, die Nacht und wenn nötig auch das Wochenende verbringt. Aber ich kann nicht umhin zu bemerken, dass auch diese “Freundschaften” oft wie Zweckgemeinschaften wirken, da die Frischlinge des selbständigen Lebensstils, damit noch nicht wirklich zurechtkommen und in die bequeme und sichere Zweisamkeit oder den Gruppenzusammenhalt flüchten, bloß um keine Vorlesung ohne Sitzpartner, oder gar ein Mittagessen in der Mensa eigenständig bewältigen zu müssen.
Ich weiß, noch vor ein paar Jahren (ok, ist gelogen, vor einigen Jahren) wäre ich genauso gewesen. Ich hätte vor jedem Kurs in dem ich noch niemanden kenne Angst gehabt, hätte mir einen siamesischen Zwilling gesucht, mit dem ich am Besten noch jeden Tag telefoniert hätte und bei dem ich genau gewusst hätte, ob er zur Vorlesung geht oder nicht, nur um im Fall des Falls, dann lieber auch nicht hinzugehen.
Aber ich bin stolz und sehr zufrieden mit mir selbst, dass ich dieses Stadium erfolgreich hinter mich gebracht habe. Ich freue mich, wenn ich nette Gesichter sehe die mir bekannt sind, ich neue nette Gesichter kennenlerne und ich in der Vorlesung neben irgendjemandem sitze, dem ich zumindest schon mal begegnet bin und dabei interessiert es mich dann auch nicht, ob ich am Rand, hinten, vorne oder mittendrin sitze. Und ja, ich habe auch schon mehr als eine Vorlesung und in der Mensa alleine gesessen, ganz ohne Schweißausbrüche und Panikattacken (Teilweise waren das sogar die angenehmsten Stunden *g*)
Ich bin eindeutig zu alt für so einen Firlefranz, wobei ich mehr und mehr feststelle, dass diese Kinderreien nicht unbedingt dem Alter, sondern womöglich dem Charakter zuzuschreiben sind (vorzugsweise XX-Charakter).
Wiedereinmal habe ich heute also festgestellt, das die Uni für mich zu soetwas wie eine Blase in meinem Leben geworden ist. Meist ströme ich morgens dorthin, trete in die Blase ein, geselle mich zu meinem Schwarm an bekannten Gesichtern, lerne und lache und trete dann nach abgegoltener Zeit wieder aus dieser Blase aus um in “meine” Welt einzutreten.
Meine Welt nennt sich Realität. Sie ist voll von wahren Freunden, ehrlichen Meinungen, Zuneigung und Respekt. Und hier fühle ich mich wohl. Hier bin ich zu Hause. Hier darf ich so sein wie ich bin, hier werde ich so gemocht. Ohne Kompromisse (ok, vielleicht ganz kleine Kompromisse *g*). Aber Fakt ist, das Uni-Sozial-Leben finde ich mehr und mehr langweilend, anstrengend und teilweise auch sehr nervtötend. Ein Grund mehr froh zu sein, dass die Uni mehr und mehr flexibel wird, sie langsam ihre Bedeutung bzw. Notwendigkeit verliert sich in sozialen Strukturen unterzuordnen oder einzuordnen, ich den Weg aus den Menschenknäueln Mensa und Bibliothek gefunden habe und zurück zu meinem eigenen Leben. Denn genau dorthin holen mich soviele liebe Menschen immer wieder zurück, selbst wenn ich mal das Gefühl habe in der Blase gefangen zu sein oder darin festzustecken.
Dafür möchte ich am Ende dieses philosophisch-melancholisch-gesellschaftskritischen Artikels einfach wiedermal Danke sagen Allen lieben Menschen die mir das Leben in meiner Welt zum Vergnügen machen, die mich aufbauen, unterstützen, Daumen drücken, mich durch positive Gedanken bestärken, die mir die Kraft geben das alles in der Blase gut zu meistern und mir schwere Momente so unglaublich erleichtern!! Danke, Danke, Danke!!
Denn das, sind die Menschen, die schon vor der Blase wichtig waren und die auch nach der Blase bleiben…
Es gäbe noch so viele mehr deren Unterstützung mir unsagbar oft gut tut, deshalb seid nicht gekränkt, wenn euer Photo nicht dabei ist, das liegt wahrscheinlich zu 98,7% daran, dass ich einfach kein Photo habe