Hilfe, wir brauchen einen Arzt!

Heute Abend kam es in den Tagesthemen: Deutschland gehen so langsam aber sicher die Hausärzte aus – zunächst ist der Mangel vor allem in den östlichen Bundesgebieten und auf dem flachen Land zu spüren. Es wird eine ganz neue Strukturierung des Gesundheitswesens verlangt, wie, das wurde nicht gesagt. Bestimmt gibt es Pläne, doch bis diese umgesetzt werden, dürfte es viele Jahre dauern. Die Frage ist: zu welchen Bedingungen sind Nachwuchsmediziner bereit, als Hausarzt zu arbeiten?

In manchen Gebieten gibt es Ideen, wie der Beruf des Allgemeinmediziners wieder attraktiver werden könnte. Zum Beispiel im Kinzigtal: Artikel lesen. Die Autorin Johanna Reiser thematisiert darin einige der Probleme, die sicher für den Mangel an Interesse verantwortlich sind. Jeder weiß, wie anstrengend der Beruf als Hausarzt auf dem Land ist – alleine für einen großen Landkreis verantwortlich zu sein, Hausbesuche für einen Bruchteil des Geldes zu machen, das ein Handwerker erhält, viele alte Patienten, die Ungewissheit, die Praxis jemals abzahlen zu können und dazu das verhältnismäßig geringe Einkommen gemessen am Grad des Einsatzes und der Verantwortung.

Zudem war es bisher für Allgemeinmediziner nicht einfach, die erforderlichen Weiterbildungsabschnitte in einer angemessenen Zeit ableisten zu können und die passenden Stellen für die Rotation zu finden. Hier wird bereits vielerorts durch Rotationsstellen und einer Verbundweiterbildung geholfen. Dem Arzt wird ein tarifliches Gehalt garantiert – auch für die Assistenzarztzeit in der Praxis – und ein Institut hilft bei der Vermittlung der Weiterbildungsstellen (so in Greifswald): Hilfe, wir brauchen einen Arzt!

Im Medizinstudium absolvieren die Vorklinikstudenten an den meisten Unis ein Hausarztpraktikum, doch das war es dann schon mit der Hausarzttätigkeit bis zum Ende des Studiums. Vielleicht sollte darüber nachgedacht werden, die Hausarzttätigkeit Interessierten in einer späteren Phase des Studiums nahezubringen. Verbunden mit einer organisierten Weiterbildung und einem festen Gehalt könnte die Facharztrichtung Allgemeinmedizin doch für manche eine Option sein. Zu hoffen wäre es – verbunden mit der Forderung, Allgemeinmediziner und Hausärzte am Ende mit der vielen Arbeit, den Bergen an Bürokratie und der ungewissen wirtschaftlichen Lage ihrer Praxen nicht alleine zu lassen.

Übrigens: Famulaturen in einer Hausarztpraxis in Mecklenburg-Vorpommern werden durch die Kassenärztliche Vereinigung mit 250 Euro vergütet! Auch in anderen Bundesländern wird ähnliches praktiziert. Ruft einfach bei den Ärztekammern an und fragt nach. Warum nicht mal in MacPomm famulieren statt auf den Fidschi-Inseln?

Einen interessanten Bericht über ihr Landarztpraktikum hat Sonja Lira verfasst, damals Via medici-Lokalredakteurin, heute als Ärztin in der Weiterbildung tätig: Medizin direkt an der Basis

Beste Grüße

Uli

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