Zwangsholzklasse bei der PKV rechtens

Die Gesundheitsreform der Grossen Koalition ist in zentralen Punkten rechtens: Das Bundesverfassungsgericht hat eine Klage von fünf privaten Krankenversicherungen gegen die Reform zurückgewiesen. Die privaten Krankenkassen müssen für weiterhin einen Basistarif für pauschal 570 Euro im Monat anbieten, dessen Leistungen auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenkassen liegen. Sozusagen eine Zwangsholzklasse im Luxusliner PKV. Für diese Versicherten entfällt die sonst obligatorische Gesundheitsprüfung. Dies macht den Tarif für die privaten Krankenkassen zu einem Zuschussgeschäft. Die DKV und Viktoria (DKV-Ergo-Gruppe) geben an, dass diese Mitglieder mit 3120 Euro im Jahr unterversichert seien.

Hochgerechnet auf die 8,6 Millionen privat Krankenversicherten liegt der Anteil der Basisversicherten bei unter 1 Promille. Die Klage war nicht primär finanziell begründet, sondern ein Kampf gegen das System. Das Bundesverfassungsgericht hat nun festgestellt, dass die privaten Krankenkassen ein Teil des Gesundheitssystems sind und sie ihren Anteil am sozialen Ausgleich tragen müssen. Damit wird die Existenzberechtigung der der PKV weiter unterminiert, ein Abbruch auf Raten, denn die nächste Gesundheitsreform wartet schon.

Pfizer hält Studiendaten unter Verschluss

Pfizer weigert sich, dem IQWiG seine Studiendaten zu Edronax® vollständig zur Verfügung zu stellen. Markus Grill für Spiegel Online:

Das IQWiG sieht deshalb keine Belege für einen Nutzen von Edronax. Schließlich standen dem Institut nur für etwa 1600 Patienten auswertbare Daten zur Verfügung, während an den unpublizierten Studien mindestens 3000 weitere Patienten teilgenommen hätten. “Die Auswertung der verfügbaren limitierten Daten wäre potentiell hochgradig verzerrt und damit keine valide Entscheidungsgrundlage für den Gemeinsamen Bundesausschuss”, heißt es in dem heute veröffentlichten 470 Seiten starken Vorbericht des Prüfinstituts über die Antidepressiva. IQWiG-Chef Peter Sawicki sagt: “Durch das Verschweigen von Studiendaten nimmt der Hersteller Patienten und Ärzten die Möglichkeit, sich informiert zwischen verschiedenen Therapieoptionen zu entscheiden.”

Die Vorgehensweise ist – gerade wenn es um Medikamente für die Psychiatrie geht – offenbar eher die Regel aus die Ausnahme. Ohne den Publikationsbias ist hier ein Nutzen gegenüber Plazebo häufig schwer oder überhaupt nicht mehr darstellbar. Weiterhin drängt sich der Verdacht auf, dass schwerwiegende Nebenwirkungen auf diese Weise unter dem Tisch gehalten werden sollen.

Edronax® ist dabei mit wenigen Millionen Euro Umsatz pro Jahr in Deutschland im Vergleich etwa zu “Blockbustern” wie Memantine (Axura®) von Merz nur ein ganz kleiner Fisch. Auch hier stand dem IQWiG zur Nutzenbewertung nur ein Teil der vorhandenen Daten zur Verfügung:

Bei zwei der sieben nicht eingeschlossenen Studien blieb eine Anfrage des IQWiG bei den Autoren, Wissenschaftlern von britischen und chinesischen Universitäten, unbeantwortet. Für die anderen fünf nicht eingeschlossenen Studien stellte die Firma Merz keine oder nur unvollständige Daten bereit.[…]
Auch die Aussagekraft der vier ausgewerteten Studien ist indes eingeschränkt. Denn bei allen vier Vergleichen wurden die Ergebnisse zu einzelnen Therapiezielen nicht oder nur unvollständig veröffentlicht. Trotz einer Anfrage des IQWiG nach einer umfassenden Ergebnisdokumentation wurde diese nur zum Teil übermittelt. Das gilt beispielsweise für alle Daten, die Auskunft geben könnten über die Notwendigkeit einer Aufnahme in ein Pflegeheim.[…]
Unklar bleibt nicht nur der Nutzen, sondern auch der mögliche Schaden von Memantin, da die verfügbaren Risikodaten bei der Therapie zusammen mit Donepezil nicht der deutschen Zulassungssituation entsprechen und insofern lückenhaft sind.[…]
Angesichts der lückenhaften Datenlage ziehen die Wissenschaftler das vorläufige Fazit, dass der Nutzen von Memantin für die Behandlung der moderaten bis schweren Alzheimer Demenz nicht belegt ist.

Okay, Rauchen ist ungesund. Wusstet Ihr das noch nicht?

Monsterdoc und Kranke Schwester haben die Diskussion ins Rollen gebracht, und jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu:

Wenn ich morgens zur Arbeit komme, dann sehe ich sie, die armen Gestalten, die bedauernswerten Junkies, wie sie da vor der Kellertür stehen, am Hintereingang zum Krankenhaus und sich schnell noch ne Fluppe reinziehen, dabei auf die Uhr schielen, hastig inhalieren, dann die halbgerauchte Kippe auf den Boden schmeißen und in Richtung Aufzug trippeln. Der Boden ist längst…

Fundstücke (9.6.09)

Fishoil FAQ – Der Blogautor beantwortet die Fragen seiner Leser zum Thema Fischöl. Zuvor hatte er einen eigenen Artikel darüber verfasst.
Don’t Eat the Marshmellow … Yet! – Ein interessanter und lustiger Vortrag des Motivationscoaches und Autors Joachim de Posada. Er spricht über eine Studie, die vielleicht eines der wichtigsten Geheimnisse des Erfolgs entdeckt hat. Dazu […]

Arzneimittelreport der GEK 2009

Heute erschien der neue Arzneimittelreport der Gmünder Ersatzkasse (GEK) 2009, der die Arzneimittelausgaben der Ersatzkasse im Jahr 2008 analysiert. Das Resultat: Die Ausgaben für Arzneimittel stiegen auch im letzten Jahr wieder kräftig, diesmal um 9 %.
Hauptursache sind die Kostensteigerungen durch die sogenannten “Biologicals”. Biologicals sind biotechnologisch hergestellte Arzneimittel gegen Rheuma, Krebs oder Multiple Sklerose. […]

Krankheiten – erklärt von Grossmutti (Teil 3)

Die dritte Runde zwischen Chefarzt und Grossmutti wird eingeläutet. Wird es auch diesmal heissen: “Früher war alles besser!” oder siegt doch der medizinische Fortschritt?Was tun bei Angina (tonsillaris)?

Chefarzt: Da hau ich, wenn die Mandeln vereitert sind,  rasch mit einem Antibiotikum drauf, sonst gibts da noch Komplikationen …
Grossmutti: Nicht so hastig, mein Junge, zuächst nehme man […]

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