Was will ich mit der Geschichte von Wilfried sagen?
Wir Ärzte stehen irgendwo immer mit einem Bein im Knast. Es kann uns passieren, dass wir – in aller Unschuld und völlig grundlos – eines sexuellen Übergriffes bezichtigt werden. Und selbst wenn sich hinterher alles in Luft auflösen sollte, bleibt unser Ruf geschädigt. Wenn man dann aber noch eine – sagen wir etwas “schräge” Persönlichkeit ist, der man so eine Sache vielleicht sogar zutrauen würde, dann ist sehr schnell die Sch…. am dampfen, und zwar richtig! Zwischen Anteilnahme, Fürsorge und gefühlter Belästigung ist es oft eine feine Gratwanderung. Eigentlich müsste bei jeder “intimen” Untersuchung eine Schwester als Zeugin dabei sein. In einigen Ländern ist das Pflicht – in Deutschland jedoch unüblich. Um so wichtiger ist es, dass wir Ärzte und bemühen, sachlich, professionell, kompetent und distanziert zu bleiben. Und deshalb hätte ich die hübsche Stewardess auch niemals anrufen dürfen. Im Fall von Wilfrieds Beispiel stand Aussage gegen Aussage und nur einer konnte Recht haben. Oft aber haben beide Recht: Eine zu lange Berührung, ein zu tiefer Blick, ein Kompliment, eine flirtende Bemerkung, welche von Seiten des Einen “gar nicht so gemeint war” kann leicht missverstanden werden. Und deshalb sollten alle Wilfrieds dieser Welt – und davon gibt es so einige – ziemlich aufpassen, was sie tun und sagen!