Mit dem heutigen Artikel startet eine Mini-Serie über Zeckenbisse und die Folgen. Die Zeit dafür ist reif, denn die Zecken beißen wieder – uns und unsere Haustiere. Der Hausarzt ist oft gefordert, wenn nicht gar der Chirurg, der Mikrobiologe oder die Universitätsklinik. Zecken verbreiten mit ihren Bissen oft Unsicherheit, wenn nicht Angst und Schrecken. Darüberhinaus wird im Zusammenhang mit Zeckenbissen mindestens ebenso epidemisch allerhand Unsinn verbreitet und angewandt. Das gilt für Patienten ebenso, wie für behandelnde Ärzte, Presse, Radio und Fernsehen
1. Teil: Allgemeines
Es gibt in unseren Breitengraden zwei wichtige Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden:
Die Borreliose (Lyme-Krankheit) und die FSME=FrühSommer-Meningo-Enzephalitis (Frühsommer-Hirnhaut-Hirnentzündung). Zur FSME kommen wir zu einem späteren Artikel.
Es herrscht genügend Verwirrung in Deutschland und anderswo, was dieses Thema betrifft, um eine ausführliche Erörterung zu rechtfertigen und vor allen die verschiedenen Aspekte getrennt abzuhandeln.
Zunächst drei wichtige und entspannende Aussagen, was das Thema Holzböcke betrifft:
1. Zecken sind winzige Spinnentiere – keine riesigen Ungeheuer. Zu Ungeheuern werden sie erst durch Vergrößerung unter dem Mikroskop
2. wir Menschen sind den Zecken größenmäßig, kräftemäßig und in Sachen Intelligenz überlegen, auch wenn es in den Medien gelegentlich anders klingt
(Zeckenstich ist richtig, siehe Artikel vom 11. 06. 2009 in diesem Blog)
3. nicht jeder Zeckenbiss birgt die Gefahr einer Infektion. Im Gegenteil – es verhält sich genau umgekehrt: Einen Zeckenbiss vollkommen gesund zu überstehen, ist weitaus wahrscheinlicher, als daran zu erkranken.
Erstes Fazit:
Bleiben Sie gelassen, wenn Sie eine Zecke an sich oder Ihren Liebsten entdecken. Sie stehen keinem fauchenden Tiger oder stampfenden Nashorn gegenüber.
Zweites Fazit:
Denken Sie an die gemeine Schmeißfliege, die direkt von einem Hundehaufen auf ihre Torte draußen beim Kaffee unterm Holunderbusch fliegt. Schön ist das nicht. Wir verscheuchen sie – das war’s. Kaum ein Gedanke an die mikrobiologische Fracht an den Beinen, dem Rüssel oder dem Leib der Fliege. Warum auch? Selbst, wenn wir ein paar Bazillen vom Hundehaufen verzehren, bringt uns das nicht um. Unser Körper wird damit fertig.
In der Regel wird unser Körper auch mit einer Zecke fertig, sogar mit Bakterien der Sorte Borrelien und dem FSME-Virus. Selbst Infektionen mit diesen Keimen werden in den allermeisten Fällen durch unser Immunsystem beherrscht. Worum wir uns zu kümmern haben, sind die seltenen Ausnahmen. Es geht dabei nicht um eine fürchterliche grassierende, unbesiegbare Seuche wie beispielsweise die Pocken.
Drittes Fazit:
Das Seltene ist selten! Nur jeder etwa 25. Zeckenbiss löst eine Reaktion des Körpers auf Borrelien aus. Davon führen wiederum nur 1/10 zur Erkrankung. Die Rate kann noch drastisch gesenkt werden, wenn der Biss nicht zustande kommt (Absuchen des Körpers) oder die Zecken noch nicht vollgesogen sind.
Die Serie Zecken, Borrelien, FSME und Co. wird fortgesetzt.