Anatomie-Hauptvorlesung (Houang) 20.7.

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Fortsetzung Bewegungs- und Stützapparat: Skelettmuskulatur

Bei Querschnitten durch Muskeln unterscheidet man gewöhnlich zwei Arten:

  • Anatomischer Querschnitt (senkrecht zur Hauptachse, durch den dicksten Teil des Muskels)
  • Physiologischer Querschnitt (Summe aller Einzelfaserquerschnitte)

Um weitere Aussagen über einen Muskel treffen zu können, nutzt man auch folgende Begriffe:

  • Muskelkraft (hängt vom physiologischen Querschnitt ab, normalerweise ca. 40N/cm²)
  • Sehnenkraft (auf die Sehne übertragene Kontraktionskraft)
  • Hubhöhe (das physiologische Kontraktionsvermögen des Muskels, Längenmaß)

Vergleicht man in diesem Zusammenhang einen parallelfaserigen und einen gefiederten Skelettmuskel, so ergibt sich: bei gleichem anatomischen Querschnitt hat der gefiederte Muskel eine geringere Hubhöhe, aber eine größere Sehnenkraft!


Prinzip des Agonismus und Antagonismus (vgl. Physik):

Skelettmuskeln, die Bewegungen an Gelenken induzieren, besitzen einen Gegenspieler, der die entgegengesetzte Bewegung verursacht (z.B. Adduktion und Abduktion).

Beispiel: Beugung am Ellenbogengelenk:

  • Agonist (Beuger): M. biceps brachii
  • Antagonist (Strecker): M. triceps brachii

An bestimmten Gelenken lässt sich auch das Prinzip des Synergismus beobachten;

Beispiel: Fingerbeugung (Faustschluss)

  • Agonist: M. flexor digitorum profundus, M. flexor policis longus
  • Synergist: M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi

Das beobachtete Phänomen nennt man auch „aktive Insuffizienz“. Es bedeutet, dass der Faustschluss nicht in jeder Position des Handgelenks gleich gut gelingt: ist die Hand nach unten abgewinkelt, lassen sich die Finger weniger gut schließen, bzw. das Handgelenk winkelt sich dabei an.

Neben der aktiven Insuffizienz durch Synergisten gibt es auch eine passive; diese entsteht durch „zu geringe“ Dehnbarkeit des Antagonisten.

 

Am Ellenbogengelenk greift das Prinzip des einarmigen Hebels (vgl. Physik).
Dabei ist das Drehmoment (= Muskelmoment), das am Unterarm angreift gleich dem Kreuzprodukt aus virtuellem Hebelarm und Sehnenkraft. Es gilt das Hebelgesetz.
Einen zweiarmigen Hebel, d.h., einen Hebel, an dem Muskelkraft und Last an zwei unterschiedlichen Seiten der Drehachse angreifen, findet man im Körper z.B. im Hüftgelenk (vgl. Prometheus, Sobotta).

Hilfseinrichtungen der Muskulatur:

Faszien, Sehnen, Hypomochlien und verwandte Strukturen fasst man gewöhnlich als Hilfseinrichtungen der Muskulatur zusammen.

  • Die Faszie ist die derbe Bindegewebshülle, die ein Muskelbündel nach außen hin umgibt. Sie schützt den Muskel vor Reibungs- und Scherkräften, sofern z.B. zwei versetzt verlaufende Muskelbündel direkt übereinander liegen.
  • Sehnen dienen der Verbindung zwischen Muskelfasern und Knochengerüst. Sie sind entweder periostal-diaphysär oder chondral-apophysär über sog. Sharpey-Fasern im Knochen verankert (vgl. Prometheus).
  • Läuft ein Muskel bzw. eine Sehne außen über ein Gelenk, so bezeichnet man die Stelle des Gelenks, die als Widerlager fungiert und die Zugrichtung ändert, als Hypomochlion. An dieser Stelle wird der Muskel bzw. die Sehne auf Druck beansprucht, an allen übrigen Stellen nur auf Zug.
  • Ein Sesambein ist eine in Sehnen eingelagerte Knorpel- oder Knochenstruktur. Sie dient der Vergrößerung des virtuellen Hebelarms, indem sie den Abstand zwischen Drehachse und Sehne vergrößert. Prominentestes Beispiel für ein Sesambein ist die Patella.

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