Es ist wieder soweit, wir haben einen dieser …. aufdringlichen Kunden. Lange hatten wir relative Ruhe – damit scheint es jetzt aber vorbei zu sein.
Dieser Typ Kunde ist meist weiblich, älter, häufig alleine lebend (wobei hier die Ausnahmen die Regel bestätigen) und geht kaum aus dem Haus. Das machen sie damit wett, indem sie telefonieren – und zwar an die Ärzte, die Apotheke, die Spitex … vielleicht auch an Freunde und Verwandte, das weiss ich nicht, aber uns beehren sie dann täglich und oft noch mehrmals mit ihren Anrufen. Dass sie dabei unbedingt immer mit der Apothekerin reden will, verschärft das ganze noch.
So auch diese Kundin. Wir haben sie von einer Nachbarapotheke geerbt, wobei ich nicht weiss, ob ich da dankbar sein soll. Nach heute bin ich eher der Meinung, dass ich auf sie verzichten könnte.
12.45 Uhr. Telefon. Frau: „Meine Nase läuft wie ein Wasserfall, aber ich bin gar nicht sehr erkältet, was könnte das sein? Haben sie da etwas dagegen? Könnten sie es vorbeibringen?“
Pharmama: „Ja kann ich, aber erst nach der Mittagspause.“
Langes Lamento darüber, dass sie jetzt leidet und unbedingt gerade sofort etwas braucht.
Pharmama: „Nein, es geht nicht. Wir kommen zwischen 2 und 3 Uhr vorbei, das ist der frühstmögliche Moment.“
13.30 Uhr Telefon: Frau: „Sie brauchen es doch nicht zu bringen. Ich habe noch etwas zuhause gefunden.“
14.15 Uhr Telefon: Frau: „Die Nase läuft immer noch, ist aber besser. Was würden Sie denn empfehlen? Kann man das doch noch vorbeibringen?“ Nein, sonst braucht sie nichts. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass morgen Samstag ist und da nichts gebracht werden kann.
16 Uhr der Lehrling bringt ihr das Medikament auf seiner Auslieferungstour vorbei. Sie drückt ihm das Geld in die Hand und zieht die Türe vor der Nase zu – ziemlich unhöflich ist der Tenor des Lehrlings.
16.45 Uhr Telefon: Frau: „Ich habe noch etwas vergessen! Und die Person, die das Medikament gebracht hat, war so schnell weg, dass ich nicht fragen konnte! Ich habe seit einer Woche so Bauchschmerzen und kann nicht richtig essen. Haben sie mir da etwas dagegen? Den Arzt habe ich auch schon gefragt, aber er wollte mir nichts aufschreiben … Nein, das habe ich schon, das wirkt nicht. … Nein, das habe ich auch schon mal probiert, da wird mir schlecht davon … Nein, ich habe auch nichts sonst zuhause – könnten sie es mir nicht bringen? Das ist ein Notfall! Ich leide! Was ‚Nein’ – wollen sie mich sterben lassen?“
…
Meine Ansicht nach ist schon, dass diese Leute ein Problem haben. Unter anderem viel zu viel Zeit sich mit sich selbst zu beschäftigen. Da wird jede Unannehmlichkeit oder Missempfindung zum richtigen Problem …. manchmal aufgebauscht, manchmal wirklich. Dazu kommt, dass sie wohl nicht viele Leute (und nicht viele Themen) haben, mit denen sie reden können, also machen sie das ausführlich über ihre Beschwerden mit dem Arzt und dem Apotheker.
Und ganz schlecht ist es, diese Personen zu fragen, ob sie Symptom XY haben. Wenn sie es vorher nicht hatten … jetzt (wo mans sagt) haben sie’s!