Does the flap of a butterfly’s wings in Brazil set off a tornado in Texas?
Lange hat dieser Post hier auf sich warten lassen und lange Warten… damit kenne ich mich jetzt aus!!
Am Mittwoch Abend, nach einem sehr nebelschwadigen Physiologie-Seminar in dem ich eigentlich nur Anatomie-Notizen vor Augen und für die Referenten nicht mal ein halbes Ohr hatte, begannen die ersten 1 1/2 Stunden des Wartens. Warten auf den Beginn der Klausur…
Zum Glück hatte die erste meiner Notfallrufnummern auch gleich einen willigen Zuhörer an der anderen Seite und so konnte ich mich dann von Meike ein bischen ablenken lassen und relativ entspannt und ruhig um halb sieben vor dem Hörsaal auftauchen. Zunächst mal war ich doch überrascht, wie viele Gesichter ich dort kannte. Sind wohl immer dieselben Verdächtigen Aber das gibt einem auch ein gutes Gefühl nicht allein zu sein, in der Welt der Bangenden.
Die Klausur an sich verlief (für eine Klausur) dann realtiv entspannt. Ich konnte jede Frage einordnen, wusste meist sofort 2 oder 3 Antworten (von 5) auszusortieren und hadert dann aber doch oft zwischen den Übriggebliebenen. Der Übergang war selten klar abgegrenzt und sehr, sehr detailiert (O-Ton Juliane am nächsten Tag: “Das war pure Haarspalterei!”). Etwas merkwürdig war schon, dass dieses Mal diejenigen die früher mit der Klausur fertig waren, auch schon den Saal verlassen durften, um sich dann am Histologiesaal (keine 100m entfernt) die Lösungsbögen anzuschauen und ihre eigenen Aufgaben vergleichen konnten. Normalerweise werden sämtliche Studenten im Saal festgehalten, bis auch der Letzte seinen Lösungszettel abgegeben hat. Eine Regel, die durchaus ihren Sinn hat, denn so entsteht zum Einen keine unnötige Unruhe und zum Anderen… naja, ihr werdet sehen!
Nachdem ich 15 Minuten vor Schluss meinen Bogen in die bereitwillig ausgestreckten Hände der Dozenten gelegt hatte (ohne dieses Mal auch noch dumme Fehler durch “Nachkorrigieren” einzubauen) lehnte ich mich also entspannt zurück und wartete auf Bernd, der etwas geknickt über seinen Fragen rätselte (ha, alles Tarnung, der Meister hat bestanden! )
Um Punkt 8 Uhr, wurde die Klausur dann offiziell als beendet erklärt und wir strömten im Pulk langsam auf die Strasse und in Richtung Histologiesaal. Dort werden im Fall der Anatomieklausuren, wie gesagt, die Lösungen an der Aussenwand des Gebäudes ausgehängt und da wir die Klausur behalten dürfen und nur ein Blatt mit unseren Lösungen abgeben müssen, kann man, wenn man sich vorsorglich seine gewählten Antworten auch auf der Klausur notiert hat, eben in Selbstkontrolle schon mal abzählen, ob die erreichten Punkte denn auch zum Bestehen genügen.
Als wir dann ziemlich still und mit ordentlich Mulmen im Bauch (zumindest mein Teil, ich glaub die Farbe grün beschreibt am ehesten in diesen Momenten meine Gesichtsfarbe) am Histo-Gebäude ankamen, wartete eine klein-große Gruppe (ich kann nicht schätzen) schon auf die Ergebnisse, die offensichtlich noch nicht aufgehängt worden waren. Sehr ungewöhnlich, in allen Fällen die ich bisher miterlebt habe, waren die Dozenten während der Prüfung unterwegs umd die Zettel anzukleben.
Nach eine halben Stunde Hin- und Herwanderns, breitete sich langsam das Gerücht aus, dass die Zettel auch schon gehangen hätten, sie wohl aber jemand wieder abgehängt hat. Große Fragezeichen und Unverständnis breitete sich aus. Nach und nach wurde dann klargemacht, dass an diesem Abend (mittlerweile war es ja nun auch schon halb neun) auch keine neuen Zettel mehr ausgehängt werden würden. Der Verdacht wurde immer lauter, dass einer unserer Kommilitonen die Zettel mitgenommen hätte… Ein Umstand der die Meisten fluchen ließ und mich… naja, ihr habt mich noch nicht wütend gesehen, also stellt es euch ungefähr so vor:
Die Wut in meinem Bauch würde immernoch reichen um diesen freundlichen, sozial kompetenten Mitmenschen in kleine Schnipsel zu zerteilen und als Konfetti zu benutzen, aber was soll ich mich aufregen. A***l*** gibt es überall!
Steffi meinte zu diesem Zeitpunkt schon sehr treffend “So Jemanden sollte man wegen sozialer Inkompetenz exmatrikulieren!!” Ich hab innerlich dazu nur ein fettes Schild hoch gehalten mit dem einzelnen Wort DAFÜR!!!
Den folgenden Abend habe ich dann einfach mit Nadja genutzt, da Warten ja keinen Sinn machte und frühestens am nächsten Morgen Neues zu erfahren wäre. Wir haben und also nach kurzer Überlegung zu einem dicken Tapas-Essen entschlossen. Das war dem Anlass würdig!! Nach 8 gefüllten Schalen mit Oliven, Schafskäse, Tomaten, Mozzarella, Frischkäseröllchen, gebratenen Champignons, Hähnchenfilet, Krebsfleischbällchen, Kräuterbrot, Parmesankartoffelecken und viel, viel, viel zu viel Aioli waren wir dann auch pappsatt und zufrieden. Zusammen mit viel Gequatsche, ein bischen Geläster und Aufarbeiten der neusten Geschehnissen in unserem Leben…
Gestern Morgen habe ich es dann nicht länger als 9 Uhr in meinem Bett ausgehalten, optimistisch wie ich bin, habe ich vermutet, dass bestimmt irgend jemand die Ergebnisse online stellen würde und spätestens um 12 Uhr sollten offiziell die Ergebnisse im Uni-Netz stehen. Leider schien sich keiner besonders mit dem Aktualisieren der Homepage Mühe zu geben, denn auch um 12 Uhr war noch nichts in Sicht. Ich sage euch, das waren die längsten Stunden meines Lebens!! Die halbe Stunde nach der Klausur bis man die Wand mit den Lösungen erreicht ist schon immer grausam, aber nun stundenlang Bangen und Hoffen zu müssen, das sollten sie in Polizeiverhören einführen.
Um dem Ganzen wenigstens ein bischen den Wind aus den Segeln zu nehmen, habe ich morgens schon angefangen, umringt von einem Stapel Bücher, mir selbst die Lösungen zusammenzusuchen. Aber wie verlässlich ist das schon?? Ich kam nach mühevollen 60 Minuten auf 29 Punkte. Dreimal dürft ihr raten wie viele ich gebraucht hätte: 29 Punkte. Allerdings bedeutete das nur, dass ich mich nur in einer Aufgabe vertan haben musste und schon würde das Kartenhaus zusammenbrechen. Also weiter gebangt, weiter gezittert und weiter der “Aktualisieren” Button meiner Tastatur im 5 Minuten Takt malträtiert… Irgendwann, nachdem auch Juliane mich soweit gebracht hatte, gab ich dann auf und machte mich auf den Weg in die Dusche um mich danach mit ihr am Campus zu treffen um dort nach Ergebnissen zu forschen. Als ich schon fast auf dem Weg zur Tür ein letztes Mal den “mach-mich-frisch”-Knopf gedrückt habe, erschien eine Mail einer Kommilitonin, die mir schrieb, falls ich die Lösungen noch nicht hätte, sollte ich sie anrufen, sie könnte mir alle Lösungen durchgeben. Gesagt getan, mit einem frisch aufgetauchtem Loch im Magen rief ich bei ihr durch und zückte meinen Stift… 28 Punkte! Sch.ei.ße!
So richtig glauben wollte mein Kopf das wohl ncoh nicht, also packte ich meine Siebensachen und fuhr zur Uni. Dort mit Juliane im Gepäck (”Nee, das glaub ich nicht, los wir gehen jetzt ins Sekretariat und schauen selbst nach!”) wackelte ich also meinem Schicksal entgegen. Das ernüchternde Ergebnis wartete dort schon auf mich: 26 Punkte (irgendwie dezimierten die sich von ganz alleine) Damit sank dann die Hoffnungskurve rapide, denn das eine Frage der Klausur angezweifelt und aus der Wertung herausgenommen wird, dass ist schon nicht soo unwahrscheinlich, aber gleich drei?! Wie realistisch ist das??
Nun ja, trockene Bilanz: Ich habe gelernt, ich habe verloren. Aber ich habe mir dieses Mal zumindest nichts vorzuwerfen! Die wenigen diegetroffen und die bestanden haben, habend das allesamt mit Punktlandung geschafft. 87 von 126 Prüflingen sind durchgefallen. 2/3!! Wie mir auch mehrfach von unabhängigen Studenten bestätigt wurde, die sich die Klausur mal näher durchgesehen haben: Sie war schwer und auf Prinzipienreiterei basierend. Zumindest aber war es keine faire Klausur. Die Fragen die teilweise gestellt wurden, gingen nicht darum Wissen abzufragen, sondern Fallen aufzustellen. Die Fragestellungen waren typisch verknotet, sodass es auch mir mindestens zweimal passiert ist in meinem Kopf aus einem “was trifft zu” ein “was trifft nicht zu” zu formen und umgekehrt. Stolperstellen vor denen man ständig gewarnt wird, über die man aber während einer 90minütigen Klausur im Angstschweiß gerne fällt.
Und welcher praktizierende Arzt weiß denn bitteschön, welche drei Lymphknotenstationen in welcher Reihenfolge die Lymphe der Lunge nach ihrem Austritt durchläuft? Freiwillige bitte bei mir melden, damit ich mich verneigen kann!
Dank Juliane, die mich mit gezielt wirksamen Argumenten gleich in die richtige Richtung gecoached hat (ich hasse Anglizismen, aber das passte einfach so gut zu ihren mehr oder weniger leisen Anfeuerungssprüchen ) bin ich nun motiviert mich der nächsten Herausforderung zu stellen: Die dritte und schwerste Prüfung besteht nun in einer mündlichen Abfrage über 1 Stunde im Büro eines Professors oder des Dekans persönlich. Klingt gruselig, ist es bestimmt auch Aber nicht hinzugehen wäre wie durchgefallen ohne es überhaupt versucht zu haben. Diese Chance lasse ich mir nicht nehmen, so klein sie auch sein möge.
Nachdem ich mir dann auch den gestrigen Abend noch ein wenig versüßt habe (nach einem ewig langen Praktikum und einem gewonnenen Abfragepunkt dort, der jetzt im globalen Umfeld ziemlich klein wirkt) und mit Alex dann schon wieder Schlemmen war, dieses Mal allerdings im Vapiano (Pampadelle mit Scampi e Spinaci) und mir zuvor im Hugendubel eine Ladung Bücher (absolut, definitiv anti-Uni) gegönnt habe, geht es nun wieder aufwärts, den Blick nach vorn gerichtet!
Heute ist mein freier Tag (ja, sogar laut Lernplan!) und den werde ich mit meinem Kleeblatt verbringen! Nadja kommt mit Leo gegen 15 Uhr zu mir und dann werden wir uns ein schönes Plätzchen im Park nebenan suchen, auf Susi und Meike warten und dann schon wieder unerhöhrt Schlemmen Diese Woche ist ein Fest für meine Waage, wie gut das ich keine habe
Abends wollen wir es uns dann bei Nadja noch gemütlich machen und entweder irgendeinen Film schauen oder ein paar Spiele zocken. Schön gediegen und mit Genuss
Ich wünsche euch deshalb schon mal ein schönes, sonniges -hoffentlich- freies Wochenende und werde jetzt mal ein bischen einkaufen gehen!
Liebe Grüße aus der Studentenwelt