So schwer ist das ja gar nicht. Zunächst einmal müssen wir natürlich eine internationale Fachgesellschaft gründen. Die Internationale Gesellschaft für Kristallaurahokuspokustherapie, oder das ganze natürlich auf Englisch: Interational Society for Crystal-Aura-Hocuspocus-Therapy. Wichtig ist, gleich mit einer schicken Abkürzung aufwarten zu können: also zum Beispiel ISCAHT.
Der Präsident bin natürlich ich. Da gibts keine Diskussionen. Das ist auch notwendig, weil ja schließlich irgendwann mal ein wenig Personenkult um den Präsidenten gemacht werden muss, so werden bei einschlägien Veranstaltungen natürlich Devotionalien wie signierte Bücher, T-Shirts, Duftkerzen, gebrauchte Unterwäsche usw. verkauft.
Okay, aber es gibt noch genügend freie Jobs im Präsidium der ISCAHT. Schatzmeister, Vizepräsident, Beigeordneter, Schriftführer, Kassenführer und so weiter. Ja, und dann müssen wir uns erstmal treffen. Wichtig für das erste Treffen ist, dass der Ort einen gewissen Klang hat. Monte Carlo zum Beispiel. Dass die Gründungskonferenz im verräucherten Hinterzimmer einer Kaschemme stattfindet, die nachts als Stripclub dient, wo morgens um halb elf aber nichts los ist braucht ja keiner zu wissen.
Ja, da könnten wir beschliessen, unser Konzept noch ein wenig auszufeilen: Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, genau zwei Sätze aus der Beschreibung einer sogenannten alternativen Heilmethode seiner Wahl aufzuschreiben, die Sätze werden dann gesammelt und irgendwie zusammengestellt dass es halt passt.
Ach ja, und falls jemand nen guten Draht zu einer Uni oder nem Pharmaunternehmen hat, dann könnte er vielleicht bei Gelegenheit ein paar Studien faken. Also: Hundert Patienten KAH gegen Placebo. Das sieht so aus: Die einen Patienten kriegen von ihrem Arzt gesagt: “Sie haben nix und Sie kriegen nix von mir!” und die anderen kriegen KAH-Therapie. Wetten wir, die KAH-Therapie schlägt wunderbar an?
Bei den Studien gehts übrigens nicht darum, irgendwelche Professoren zu beeindrucken, die glauben uns sowieso nicht, es geht nur darum sagen zu können, dass die KAH-Therapie wissenschaftlich erforscht worden ist.
Ja, und dann – ganz wichtig – legen wir unsere Forderungen fest und sagen dass wir Wert darauf legen, dass Krankenkassen eine KAH-Therapie niemals genehmigen oder finanzieren sollten, wenn sie nicht von einem zertifizierten KAH-Therapeuten durchgeführt wurde (Nicht, dass irgendeine Krankenkasse daran gedacht hätte, aber darauf kommt es nicht an).
Ja, und das Diplom, das kommt ausschliesslich von uns. Nach Grund-, Aufbau-, und Abschlusskurs.
Vielleicht könnten wir auch noch das zugehörige Zubehör vermarkten, ein Kristallset für 899.- EUR zum Beispiel. Von Kleidungsstücken wie Zaubermänteln und -Hüten oder Zauberstäben würde ich allerdings abraten. Ein KAH-Therapeut trägt einen weißen Kittel und Stethoskop, entweder um den Hals baumelnd oder in der Tasche steckend.