- (Uniklinik Heidelberg)
Hast Du Dich in der Bauchchirurgie beim Hakenhalten nicht auch schon mal gefragt: warum hat der Operateur den Bauch nun quer und nicht längs eröffnet? Quer-Laparotomie bei Whipple-OP, Längs-Lap bei Kolonkarzinom?
Heidelberger Viszeralchirurgen sind dieser Frage nachgegangen und haben Quer- und Längslaparotomien in einer doppelblinden Studie hinsichtlich des Outcomes der Patienten verglichen. Aber wie kann eine chirurgische Studie verblindet werden?
Ganz einfach: Der Operateur entschied sich für den Längs- oder den Querschnitt, führte die OP durch und ließ den Bauch des Patienten anschließend so zupflastern, dass sich die Schnittrichtung nicht erahnen ließ.
Geheimnis am 2. Tag gelüftet
Die Patienten waren angewiesen, ihr Schmerzempfinden zu dokumentieren. Das Pflegepersonal erfasste den Bedarf an Schmerzmedikamenten. Stationsärzte, Pflegepersonal und Patienten waren daher also „blind“ gegenüber der OP-Narbe, zumindest so lange, bis der erste Verbandswechsel durchgeführt wurde. Am 2. postoperativen Tag wurde der Verband zum ersten Mal abgenommen und so das Geheimnis der Schnittführung gelüftet.
Und – das Ergebnis?
Das Ergebnis der Studie überraschte: Es zeigten sich keine Unterschiede bei den postoperativen Schmerzen und im Heilungsverlauf zwischen den quer und längs operierten Patienten. Auch bei langfristigen Komplikationen wie Sterblichkeit, Atemprobleme, Verdauungsprobleme, Dauer des Krankenhausaufenthalts oder Narbenbrüche ergab sich kein Zusammenhang mit der Schnittführung. Die Komplikationsrate war bei beiden Richtungen vergleichbar, bis auf die Rate der Wundinfektionen.
Wundinfektionen traten bei der Quer-Laparotomie signifikant häufiger auf. Die Studienärzte vermuten, dass die erhöhte Wundinfektionsrate mit dem höheren Risiko eines Blutergusses zusammen hängt, da die Blutgefäße der Bauchwand quer durchtrennt werden.
Freie Wahl bei der Schnittrichtung!
Und das Fazit? Der Chirurg hat, abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild, die freie Wahl, wie er den Bauchschnitt setzen will! Hm, vielleicht sollte man die Patienten vorher ein Wörtchen mitreden lassen – es ist ja ihr Bauch, der verunstaltet wird…
Vicky
Weitere Informationen findest Du
