Gematik: Sicherheitsmechanismen bei Root-Zertifikaten wirksam

Mittlerweile existiert eine Stellungnahme der Gematik zu dem Heiseartikel über das Root-CA Problem. Hierzu heißt es:

Aufgrund eines Hardwarefehlers in dem dedizierten Hochsicherheitsmodul (HSM) der Test-RootCVC-CA ist das Schlüsselmaterial der Test-RootCVC-CA gelöscht worden. Diese Test-Root wird ausschließlich im Zusammenhang mit Musterkarten verwendet. Das Modul wird von einem Zertifizierungsdienst im Auftrag der gematik betrieben. Der Datenfehler betrifft Daten die benötigt werden, damit sich Gesundheitskarten und Heilberufsausweise gegenseitig als „gültig“ erkennen können.

  • Die durch die betroffenen TEST-SubCVCCAs ausgestellten Zertifikate werden ausschließlich von sog. eGK-Musterkarten verwendet, die u.a. zu Funktions- und Integrationstests in den Projektbüros der Testumgebungen eingesetzt werden. Sie enthalten lediglich fiktive Daten von fiktiven Versicherten. Es handelt sich dabei um höchstens 1.000 Karten. Diese Karten müssen nun ersetzt werden, weil ihre „Echtheit“ im Testverfahren nicht mehr bestätigt werden kann. Eine sichere Authentifizierung ist mit diesen Karten daher nicht mehr möglich.Die Musterkarten sind zu unterscheiden von den ca. 60.000 eGK in den 7 Testregionen (Produktiv-Karten), die bereits echte Daten von echten Versicherten, die am Test teilnehmen, enthalten. Die eGKs in den Testregionen wurden von produktiven SubCVCCAs bestätigt, die wiederum von der produktiven RootCVC-CA bestätigt sind. Die produktive RootCVC-CA ist nicht betroffen.
  • Es hat zu keiner Zeit ein Datenschutzproblem bestanden. Es könnten lediglich die bereits ausgestellten Musterkarten nicht mit neu produzierten Musterkarten zusammenarbeiten. Auch die fiktiven Testdaten konnten zu keinem Zeitpunkt von unberechtigten Dritten eingesehen werden.
  • Der Vorfall hat gezeigt, dass die geplanten Sicherheitsmechanismen voll greifen. Das Hochsicherheitsmodul (HSM) hat den Hardwaredefekt als Angriffsversuch interpretiert und entsprechend der Spezifikation das zu schützende Schüsselmaterial sicher, nicht reproduzierbar und vollständig zerstört.
  • Aufgrund der höheren Kartenanzahl und der Tatsache, dass echte Versicherte, mit echten Karten am Feldtest teilnehmen, hat der Zertifizierungsdienst für die produktiv CVC-CA weitere, voneinander unabhängige HSMs im Einsatz, die Kopien des Schlüsselmaterials enthalten, so dass der Verlust eines HSMs nicht automatisch zum Verlust des Schlüsselmaterials führt.

Offenbar ist für das Testsystem ein Backupverfahren nicht nötig gewesen:

Bis zu ca. 1000 Musterkarten müssen ersetzt werden. Ein gesondertes Backup-Verfahren für die Musterkarten wäre teurer als der Ersatz der Karten.

Echtdaten für „richtige“ eGKs waren nicht betroffen. Offenbar war der Aufbau eines Sicherheitssystems mit allem drum und dran inkl. Backup für die wenigen intern benutzten Testkarten, die ja in den Testregionen schlicht nicht benutzt werden, gar nicht vorgesehen. Die „Echtkarten“ in den Testregionen dagegen werden mit einem wesentlich aufwendigerem System geschützt, dessen Aufbau für die wenigen Testkarten schlicht zu teuer gewesen wäre. Nach meinem Verständnis wird die Firma, die für die gematik die Dienstleistung der Root-CA erbringt, auch von ihr selbst bezahlt. Die Dienstleistung des backups wäre wohl teurer gekommen, als der schlicht Ersatz der wenigen Testkarten. In einem Echtkarteneinsatz in der Onlinephase werden andere Mechanismen greifen.

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