Naja, den ersten Teil. Den OSCE. Also die praktische Prüfung, wo die Studenten ihr Können (und Wissen) in mehreren Stationen und häufig auch an Simulationspatienten beweisen dürfen. Dieses Semester galt es, sieben Aufgaben zu bewältigen, darunter drei Anamnesen, zwei Untersuchungen, eine Mikroskopierstation und eine Patientenlagerung.
Wo wir auch schon beim Thema wären. Soweit ich es beurteilen […]
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Neiddebatte
Bei Diskussionen oder Artikeln über die Arbeitszeit oder die Entlohnung von ÄrztInnen lese und höre ich oft eine Mischung aus Neid und Gehässigkeit heraus. Ja, ich habe mir das Studium selbst ausgesucht und mir geht es sehr gut. Ich wohne in einer trockenen, warmen Wohnung, habe genug zu essen und fahre ein- oder zweimal auf Urlaub pro Jahr. Vor kurzem habe ich mir spontan ein neues Rad gekauft, einfach weil es mir gefiel. Ich bin sehr dankbar für das, was ich habe. Trotzdem denke ich, dass es nicht verpönt sein soll, wenn man sich für gute Arbeitsbedingungen und das Einhalten von Arbeitszeitgesetzen einsetzt. Oder sich schlicht und einfach ab und zu über den Stress in der Arbeit beschwert. Und ja, auch die Pflege hat es oft hart und stressig, wie viele andere Berufsgruppen auch.
Ich bin der Meinung, dass solche Debatten oft am grundsätzlichen Verständnis für den ärztlichen Beruf scheitern. Mein Mann arbeitet zwar in einem nicht medizinisch-klinischem Bereich, aber trotz seiner Tätigkeit in einem Spital habe ich oft das Gefühl, dass ich nicht einmal ihm wirklich erklären kann, was es bedeutet täglich emotionalem und handwerklich-technischem Stress in Verbindung mit stundenlanger Büroarbeit “ausgesetzt” zu sein (in Wochen mit maximaler Auslast teilweise >80 Stunden pro Woche). Der ärztliche Beruf in einem öffentlichen Spital liegt jenseits von Golfspielen mit güldenen Bällen, Privatjet oder lustigem Scrubsalltag. Tagtäglich wechselt man zwischen sofort, gleich oder später sterbenden Menschen, schockierenden Blutungen, eingebildeten Krankheiten, traurigen Hinterbliebenen und einfachen Appendektomien im Minutentakt hin und her. Das schlägt trotz Routine und starkem Charakter gelegentlich auf die eigene Laune, respektive Psyche. Man versucht die nahezu täglich vorkommenden Traumen (tote 14-Jährige auf dem Tisch aufgrund Leberruptur nach Skiunfall, 30-Jährige mit Hirnblutung nach Frontalkollision im Rahmen eines Suizidversuches, metastasiertes Rektumkarzinom bei einer jungen Mutter mit einem einjährigen Sohn, Ruptur eines vorher nicht bekannten Aortenaneurysmas eines 40-Jährigen, und so weiter und so fort) zu verarbeiten ohne durchzudrehen, während in den Kommentarspalten unter einem Artikel über den Stress im Arztberuf über die reichen, hochnäsigen, schnöseligen ÄrztInnen ohne Empathie gemobbt wird.