Nach dem letzten Dienst ist Medizynicus wie ein Stein ins Bett gefallen. Merkwürdige Träume haben ihn heimgesucht, irgendwie kamen da immer wieder Trommeln drin vor und Pauken und Trompeten.
Als Medizynicus wach wurde, vernahm er durch die Schallschutzdoppelverglasten Fenster hindurch den Klang von Blasmusik. Beim Aufstehen dämmerte es ihm: dieses Wochenende findet ja das Bad Dingenskirchener Volksfest statt. Das einmalig berühmte Volksfest, welches daran erinnert, dass vor zweihundertsiebenundfünfzig Jahren der Fürst von und zu Dingenskirchen seinem Widersacher erfolgreich eins auf die Nuss gegeben hat, oder auch andersrum, so genau weiss ich das nicht.
Jedenfalls veranstaltet das Bad Dingenskirchener Blasmusikensemble zusammen mit dem Männergesangsverein “Liedertafel” bereits in aller Herrgottsfrühe einen ohrenbetäubenden Lärm, so dass ich nicht anders kann als mich aus meinem Loch hervorzuwagen und mir die Sache aus der Nähe anzuschaun. Tja, was gibts da zu berichten?
Es duftet nach Bratwurst und Pommes, womit sich zumindest schonmal die Frage des Mittagessens erübrigt hat.
Die Sängerknaben singen, die Bläser blasen und ein viele Leute rennen in albernen Kostümen herum und tun alberne Sachen. Radio und Fernsehen sind auch da.
In der hintersten Ecke des Festplatzes steht das Sanitätszelt. Ich grinse hinüber und zwei Kollegen vom Rettungsdienst grinsen gequält zurück. Ich gehe wieder heim.
Heute Abend soll ne Band auftreten, Eintritt frei, der halbe Liter Bier im Plastikbecher zwofuffzich. Ach, und wie schön, dass der Kollege Fred Fiesling heute Dienst hat. Nicht etwa, dass ich ihm Böses gönnen würde…