Markus Grill zeigt uns auf Spiegel Online das vollständige Dokument zum Trommsdorff-Skandal, über das er vor einem Jahr in seinem damaligen Blog und im “Stern” berichtet hat.
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Medizinische Versorgung ohne Gesundheitskarte
Vier Jahre Stationäre Aufnahme. Eines der ersten Postings betraf die Gesundheitsversorgung von Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Der IPPNW (Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs) forderte damals die gesetzlichen Voraussetzungen für ein System anonymer Behandlungsangebote für Flüchtlinge ohne Papiere zu schaffen und Rechtssicherheit bei der Unterstützung, Betreuung und Behandlung von Menschen ohne Papiere herzustellen. Im Herbst 2006 hatte der IPPNW die im Rahmen der Kampagne gesammelten Unterschriften die damalige Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt übergeben.
Zumindest bei der Notfallversorgung im Krankenhaus gab es Fortschritte. Seit Herbst 2009 können Menschen ohne Aufenthaltsstatus sich in Notfällen in Krankenhäusern behandeln lassen, ohne eine Abschiebung fürchten zu müssen. Aus humanitärer und rechtlicher Perspektive ist ein verbesserter Zugang zu medizinischer Versorgung für irreguläre Migranten dringend nötig. In verschiedenen internationalen Konventionen ist das Recht auf Gesundheit verankert. Eine Studie der Organoisation Médecins du Monde – Ärzte der Welt kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die Situation in Deutschland dabei im EU-Vergleich “mit am schwierigsten” sei.
Die Berliner Ärztekammer will diese Schattenwelt aufhellen und hat eine Fragebogenaktion gestartet. Um die Situation von Patienten ohne legalen Aufenthaltstatus und deren behandelnden Ärzten besser erfassen und in der Folge verbessern zu können, sollen Ärztinnen und Ärzte über ihre Erfahrungen bei der ambulanten Versorgung von Menschen ohne Papiere in Berlin anonym
berichten.
In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Berliner Ärztekamme “Berliner Ärzte” gibt es zu diesem Thema Beiträge von Adelheid Franz, Ärztliche Leiterin der Malteser Migranten Medizin in Berlin: Gesundheit in der Illegalität, und Benjamin-Immanuel Hoff, Berliner Staatssekretär für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz:
Die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung Illegalisierter im Blick.
Beta-Interferone mindestens so wirksam wie Homöopathika
Eine kanadische Studie zur Wirksamkeit von Beta-Interferonen auf den Krankheitsverlauf ist erschienen. Ergebnis: Den mit Beta-Interferon behandelten Patienten ging es nicht besser als den unbehandelten Patienten.
Dt. Ärzteblatt:
Für Kappos steht aber auch fest, dass die langfristige Auswirkung der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression, wenn auch plausibel, so doch letztlich unbewiesen ist.
In den originalen Worten des Editorials von Prof. Dr. Derfuss und Prof. Dr. Kappos:
However, the rigorously collected data of Shirani and colleagues reinforce the conclusion that the associations between use of interferons and long-term disability, although plausible, remain unproven.
Schlussfolgerung der Studie:
Among patients with relapsing-remitting MS, administration of interferon beta was not associated with a reduction in progression of disability, despite using a clinically relevant, important, and irreversible disability milestone as the main outcome.
Unter den Patienten mit schubweiser MS war die Behandlung mit Beta-Interferon nicht mit einer Reduktion der Progression verbunden, trotz der Anwendung eines klinisch relevanten, wichtigen und nicht umkehrbaren (irreversiblen) Meilensteins als Hauptergebnis.
Our findings bring into question the routine use of interferon beta drugs to achieve this goal in MS.
Unsere Ergebnisse stellen die routinemässige Anwendung von Beta-Interferon-Medikamenten zur Erreichung dieses Ziels bei MS in Frage.
Myelounge hat einen guten Artikel verfasst:
#Beta-Interferone mindestens so wirksam wie Homöopathika
+++ VANCUVER Laut Studie konnten kanadische MS-Patienten aus British Columbia nicht wirklich von einer Interferon-Therapie profitieren – zumindest nicht was den Vorschritt ihrer Behinderung angeht – ein zugegeben minderes Kriterium für die Bemessung des Therapieerfolgs.
Viel maßgeblicher als die Ergebnisse solch qualitativ zweifelhafter Studien (Wir erinnern uns an die britische Basistherapie-Studie oder die Untersuchungen an der Stanford University School of Medicine) scheint, dass mit Beta-Interferonpräparaten jährlich geschätzte 6,6 Milliarden US-Dollar Umsatz umgesetzt werden.
Im Lichte dieser Tatsachen erkennt die Schweizer MS-Koryphäe Doktor Professor Ludwig Kappos, dass die langfristigen Auswirkungen der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression letztlich unbewiesen sind und es daher derzeit keinen Grund gibt, auf die Verordnung zu verzichten; via Ärzteblatt
Am Vorbild der Alternativmediziner orientiert, fordern Hersteller und Leitlinienmediziner nun offenbar endgültig die Beweislastumkehr. In Zukunft sollten Kostenträger und Patienten beweisen müssen, dass eine Therapie unwirksam ist. Denn bloß weil die Wirksamkeit eines Medikaments nicht nachgewiesen wird, heißt das ja noch lange nicht, dass es unwirksam ist. Bis zum zweifelsfreien Nachweis des Nichtvorhandenseins des Nichtvorhandenen müssen alle Beta-Interferonpräparate daher verordnungsfähig bleiben – schließlich geht es auch um Arbeitsplätze.
Der Artikel von myelounge steht unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-ND).
Ich würde diese Studie nicht als «qualitativ zweifelhaft» bezeichnen. Ich finde vielmehr, dass solche Datenerhebungen und Studien Standard werden sollten. Eine Routine. So können wir schneller lernen und unnütze Behandlungen, von denen es einige gibt, stoppen, weiteren Schaden verhindern und unnütze Kosten vermeiden.
Ansonsten habe ich zum Text von myelounge keinen Kommentar hinzuzufügen.
Die MS-Medikamente Rebif® von Merck Serono, Avonex® von Biogen Idec und Betaseron® von Bayer-Schering basieren auf dem Wirkstoff Beta-Interferon.
Studie: Association Between Use of Interferon Beta and Progression of Disability in Patients With Relapsing-Remitting Multiple Sclerosis, doi:10.1001/jama.2012.7625, JAMA, 18.07.2012
Die Studie wurde staatlich und durch gemeinnützige Organisationen, hauptsächlich MS-Gesellschaften, finanziert. Kein Pharmaunternehmen hat die Studie gesponsert.
Editorial von Prof. Dr. Derfuss und Prof. Dr. Kappos: Evaluating the Potential Benefit of Interferon Treatment in Multiple Sclerosis, doi:10.1001/jama.2012.8327, JAMA, 18.07.2012
Diese Artikel von JAMA sind erfreulicherweise Open Access.
Berichtigung im Deutschen Ärzteblatt
Prof. Hauner gibt an, von den Firmen Sanofi-Aventis, GlaxoSmithKline, Novartis, Lilly, Bristol-Myers Squibb, NovoNordisk, Weight Watchers, Abbott, EDEKA, Merck und Takeda für Beratungstätigkeit beziehungsweise Vorträge honoriert worden zu sein. MWR
(Quelle)
Hintergrund:
1. Kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien
2. Ärzteblatt kündigt Korrektur zu falschem Interessenkonflikt-Statement an</a