ich: “oh, da hat sich aber jemand nicht richtig den popo abgeputzt. geht der denn schon alleine aufs klo?” ich bin gerade bei der untersuchung. kevin-levin-marvin ist knappe vier jahre alt. über den weiteren befund am gesäss schweige ich hier lieber.
vater: “jaja. das macht er schon, aber normalerweise gehen wir zum abwischen nochmal dazu. gerade beim grossen geschäft.”
ich: “aber diesmal hat´s wohl nicht geklappt. naja. nicht so schlimm.”
vater: “ja, heute war eine ausnahme, ich komm grad vonne arbeit, hab´ ihn grad zu hause abgeholt und so mit hierher genommen. war er wohl nochmal alleine auf´m klo.”
ich: “und die mama? hat das auch nicht gemerkt?”
vater lacht: “ja, nee, kann sie ja schlecht, die war ja mit unserer grossen zum basteln im kindergarten.”
ich: “… äh … also war kevin-levin-marvin allein zu hause?”
vater: “ja klar. das geht schon.”
ich: “nein, das geht nicht. der ist grad mal vier jahre alt.”
vater: “passiert schon nix. waren auch nur anderthalb stunden.”
ich: “anderthalb stunden? sie wissen schon, was da passieren kann? und sie wissen schon, dass sie als eltern eine aufsichtspflicht haben?”
vater: “jaja. aber manchmal geht das eben nicht anders.”
ich: “doch. das muss anders gehen. was passiert, wenn kevin-levin-marvin das fenster aufmacht…”
vater: “kannernicht.”
ich: “… oder die herdplatte anmacht?”
vater: “machternicht.”
ich: “aha. und die wohnungstür ist wahrscheinlich abgeschlossen?”
vater: “ja klar, sonst läuft er am ende noch weg.”
ich: “stimmt. oder er kann nicht raus, wenn es brennt.”
vater: “passiert schon nicht.”
ich: ” … ok. ich mache ihnen mal einen vorschlag: es gibt so etwas wie familienhilfe. das heißt, wenn sie niemanden haben, um auf die kinder aufzupassen, oder das mit der arbeit nicht planbar ist, oder ihre frau hilfe braucht beim organisieren des haushalts wenn also in der familie unfähigkeit herrscht, kinder gross zu ziehen und auf sie aufzupassen, dann kann jemand einzweimal die woche kommen und nach dem rechten sehen.”
vater: “ich weiß nicht…”
ich: “hat zunächst nichts mit dem jugendamt zu tun. das ist nur ein angebot, sich hilfe zu holen, wenn man sie braucht. rufen sie da mal an? ich gebe ihnen eine nummer.”
vater: “ja, vielleicht.”
ich: “oder soll ich mal für sie dort anrufen?”
vater: “ne, ne, das mache ich schon selbst.”
ich: “ok. einverstanden. machen wir es so. versprochen?”
vater: “ja. mach ich.”
ich: “alles klar. ich frag dann mal wieder nach. und falls es irgendwie nicht klappt – ich kann da wirklich auch gerne anrufen.”
vater: “ok.”
schwierig. man muss goldene brücken bauen, für eltern sind´s aber oft rostige. dabei klappt´s oft besser, wenn die familienhilfe eingeschaltet wird. aber den eltern ist die familienhilfe ein synonym für kindwegnehmen-jugendamt-ab-ins-heim. zugegeben: in diesem falle soll das auch eine kontrollinstanz sein. bin mal gespannt, ob´s klappt.