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Ruhe bitte
Während einer langen OP, die der Chef und die Menschenhandwerkerin durchführen, beginnen im Saal immer wieder immer lauter werdende Gespräche. Neben dem Tür-auf-Tür-zu, Telefonklingeln und sonstigen Nebengeräuschen ist das sehr nervend, vor allem wenn man mit insgesamt vier Händen tief in den Weiten des Bauchraumes steckt und sich bemüht ein wichtiges Blutgefäß zu verschonen.
Nachdem wir also schon zuvor um Ruhe gebeten haben, beginnt hinter dem Vorhang (=Anästhesieseite) der Anästhesiearzt zu quatschen, zuerst noch ein Flüstern, dann immer lauter.
Menschenhandwerkerin beschwert sich natürlich nicht, wie soll ich dem Anästhesie-Oberarzt sagen dass er bitte endlich seine Klappe halten soll weil ich sonst abgelenkt werde? Gottseidank stört es den Chefchirurgen auch.
Chef: “Könnten wir bitte etwas mehr Ruhe im Saal haben?”
Da der Anästhesist am Plaudern war und nicht genau alles verstanden hat beugt er sich über den Vorhang zu uns:
Anästhesist: “Wie bitte? Soll ich die Patientin mehr relaxieren?”
Chef: “Nein! Sie sollen sich selbst bitte etwas Antiplauder i.v. verabreichen!”
LOL.
Woohoo
Das klingt jetzt nicht sehr vertrauenserweckend, aber ich freu mich jedesmal wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass es “meinen” PatientInnen gut geht. Egal ob eine grosser Eingriff wie eine Appendektomie (bruaha), oder eine Kocher’sche Keilexzision. Die kleinen Freuden des Lebens.
Frau N.
Da wäre also Frau N., seit Wochen auf unserer Station. N. steht übrigens für NERVTÖTEND. Okay, sie ist krank, man muss Verständnis zeigen, Empathie usw… Aber. 90-jährige Omas erholen sich schneller von einer subtotalen Kolektomie als Frau N., die jeden Furz als Herzinfarkt deutet und sie braucht bitte ALLE Medikamente als Infusion, weil das ist schließlich wirksamer als schnöde Tabletten zu schlucken. Ihre 100 Schüßlersalze, die auf ihrem Nachtkästchen stehen, gibt es leider nicht intravenös.
Es ist also Donnerstag, und Donnerstag ist Chefvisitentag. Wie eine Polonaise tanzen also der Chef, 3 OberärztInnen, 8 AssistenzärztInnen und zwei StudentInnen von Patient zu Patientin. Bis wir vor Frau N.`s Bett stehen, und sie uns wieder mal lang und breit ihr Leid klagt. Irgendwann merkt sie, dass wir, oder sagen wir in dem Fall der Chefarzt, nicht mehr auf jede Kleinigkeit eingehen. Plötzlich schallt es aus ihr heraus:
“Vielleicht sollte ich mal mit einem Internisten sprechen, der kennt sich da möglicherweise besser aus!”
Ich weiß, PatientInnen darf man nicht auslachen, aber da kam uns allen mindestens ein Schmunzler aus. Gerne würden wir sie abturfen… aber die hätten wahrscheinlich auch keine Freude mit ihr.