Notarzteinsatz: Der Patient fand mich zum Erbrechen

Nachts um halb drei dringt die sanfte Stimme des Notarztpiepsers in meine Ohren. Nun, was soll ich machen? Ich stehe also auf und renne in Richtung Akademikertaxi hinaus ins Freie. Ab geht die Post, dezente Blaulichttöne färben alle grauen Katzen der Nacht.Mit drei Männern der Rettungsanaphylaxie rase ich in die Wohnung des Erkrankten. Was war passiert? Ein Mann mittleren Alters sitzt auf dem Bett und windet sich vor Schmerzen, bekommt scheinbar kaum Luft. Die Ehefrau hatte offensichtlich den Rettungsdienst alarmiert. Sie kann uns allerdings momentan nicht weiterhelfen.

Der Mann wälzt sich im Bett hin und her und deutet irgendetwas an. Seine Hautfarbe sieht eigentlich ganz rosig aus. Ich versuche ihn zu untersuchen, doch er kann einfach nicht stillhalten. Die Szene wirkt etwas dramatisch.

“Haben Sie Schmerzen? Bekommen Sie gut Luft? Wie ist Ihr BMI?”

Okay, letzteres habe ich natürlich nicht gefragt.

Der Patient zeigt nun unter heftigen Bewegungen auf seinen Bauch und auf einen 10-Liter-Eimer, der neben dem Bett steht. Rasch ergreift er ihn und füllt diesen mit, na ja, wie soll ich sagen, unleckerem Inhalt aufgrund Rückwärtsessens. Jetzt klingeln bei mir die Glocken.

“Es ist Magen-Darm-Zeit, immer wieder!”

Der Eimer ist rasch voll, okay nicht ganz, und der Erkrankte lehnt sich erschöpft, aber sichtlich erleichtert zurück ins Bett.

Rettungsleute und Ehefrau schauen gebannt auf das Geschehen.

“Äh, jetzt gehts besser” meint der Mann.

Betretenes Schweigen. Ich kann ihn nun körperlich untersuchen und befragen. Der Patient befindet sich jetzt wieder bei völligem Wohlbefinden und eine Krankenhauseinweisung ist demnach unnötig geworden. Diagnose: “Gastroenteritis”. So verabschieden wir uns also und ziehen von dannen. Wieder einmal Leben gerettet, oder so (erinnert mich an Medizynicus). Doch irgendwie quälte mich kurzzeitig der Gedanke, ob mich der Mann wirklich so zum Erbrechen fand …

Egal, die Sonne ging alsbald auf und wärmte unsere Einsatzklamotten, es waren noch weitere Einsätze zu erledigen und … Ach was sollen jetzt wieder diese Gefühlsduseleien …

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