Polytoxikomanie – mehr als abhängig?

Die differenzierte Betrachtung von Suchtmittelkonsum und Abhängigkeitserkrankungen stehen immer wieder in unterschiedlicher Dichte im Mittelpunkt fachlicher Diskussionen.In immer mehr Fachkliniken und stationären Einrichtungen werden Menschen therapeutisch behandelt,welche zum Kreis der Mehrfachabhängigen zählen.

Es ist mittlerweile Realität,dass es in Deutschland zunehmend weniger Konsum mit nur einem Suchtmittel gibt,sondern vielmehr die sog. Polytoxikomanie (Konsum mehrerer Suchtmittel)weiter voranschreitet.

Dadurch entsteht auch für die Suchtselbsthilfegruppen,die sich vorrangig in ihrem Arbeitsverständnis noch auf ein Grundsuchtmittel,seien es nun Alkohol oder illegalen Drogen oder Medikamente,verstehen,ein neuer Kontext.Der Genesungsverlauf der Suchterkrankung erhält eine sehr viel schwerer einzuschätzende Dynamik,bezogen auf Abstinenz und Genesungsabsichten der betroffenen Menschen.

Polyvalente Abhängigkeitskranke bleiben nach kurzer Teilnahme weg,da sie sich mit den,aus ihrer Sicht spezifischen Problemen „ihrer Sucht“,zu wenig „abgeholt“ fühlen.

Mit dem Begriff “Polytoxikomanie” oder der aktuellen medizinischen Diagnose “psychische und Verhaltensstörungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper Substanzen“ wird die Abhängigkeit von mehreren Suchtstoffen bezeichnet, z.B. von Alkohol plus Schlafmitteln.Oder illegale Drogen und Aufputschmittel.Bei diesem Mischkonsum werden neben einem „Grund-Suchtmittel“ (sog. Grundkonsum) eine bis mehrere verschiedene Substanzen nebenher konsumiert.

Dieses Phänomen tritt bei schwer Drogen oder Medikamentenabhängigen und bei einem längeren Abhängigkeitsverlauf besonders häufig auf.Alkohol spielt beim Auftreten von Polytoxikomanie meist eine große Rolle.Sei es als Grundsuchtmittel oder als begleitender Konsum.Die Mischung von legalen und illegalen Stoffen wird immer mehr zur Norm,wobei sich in stärkerem Maße parallel zur Drogenabhängigkeit oft eine Alkohol und Medikamentenabhängigkeit entwickelt.

Ein wichtiges Kriterium ist dabei aber,dass nicht entschieden werden kann,welche Substanz die Abhängigkeit bzw.Störung ausgelöst hat,zumal Betroffene oft gar nicht genau wissen,was Sie eingenommen haben.In den letzten Jahren hat sich in der Suchtselbsthilfe der Gedanke der sog.„anderen Süchte“ immer mehr verbreitet.

Damit ist die Zusammenfassung von allen Substanz – und nicht – stoffgebundenen Süchten,wie da sind Glücksspielsucht,Co-Abhängigkeit,Esssucht usw.gemeint.Bei der Betrachtung des Themas der Mehrfachabhängigkeit ist im allgemeinen nur der Teil der sog.stoffgebundenen Süchte gemeint und ist somit auch nur Gegenstand dieses Artikels.

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