Vertrauen ist gut, Kontrolle ist …

Samstag
Ein junger Mann kommt in die Apotheke. Es fällt auf, wie nervös er ist, während er wartet. Ausserdem schwitzt er enorm, dabei ist es nicht sehr heiss. Als er drankommt: „Ein Valium 5mg, 25 Stück, bitte.“
Apothekerin: „Dafür brauchen Sie ein Rezept.“
Mann: „Aber es ist Samstag! Könnten Sie mir nicht eines geben und ich liefere das Rezept nach?“
Apothekerin: „Das machen wir eigentlich nur bei Stammkunden. Wie ist ihr Name?“
Stellt sich heraus, dass der Mann im Computer ist, aber nicht als Kunde, sondern weil schon einmal eine Warnung über ihn kam, dass er mittels gefälschter Rezepte versucht an … Valium zu kommen. Keine Überraschung hier.
Apothekerin: „Tut mir leid, aber ich kann ihnen keinen Vorbezug machen. Sie müssen ein Rezept bringen.“
Mann: „Gut, dann rufe ich halt meinen Arzt an.“
Er geht hinaus.

Es dauert etwa eine halbe Stunde, dann kommt ein Telefon.
„Guten Tag, ich bin Doktor M, Herr … war vorhin in ihrer Apotheke und wollte ein Valium. Bitte geben sie ihm das Valium, ich schicke ihnen ein Rezept sobald ich am Montag wieder in meiner Praxis bin.“
Die Apothekerin schreibt sich das auf, sagt erst einmal „Danke und auf Wiederhören“, hängt auf … und öffnet das Internet-Telefonbuch, wo sie die Nummer des Arztes heraussucht – er hat auch eine Privatnummer angegeben. Toll.
Dann ruft sie die Nummer an. Vorhin war die Rufnummer unterdrückt – was bei einem Arzt eher ungewöhnlich ist.
Es nimmt ein Mann ab, der sich auch mit „M.“ meldet – aber eine ganz andere Stimme hat. (Oha.)
Die Apothekerin entschuldigt sich für die Störung und erklärt ihm kurz den Grund des Anrufes. Der Arzt bestätigt ihren Verdacht: Nämlich dass nicht er das war, der das Medikament bestätigt hat.

Inzwischen steht der junge Mann schon wieder in der Apotheke –selbstbewusst grinsend, weil er denkt, er bekommt jetzt sein Valium.
Da enttäuscht ihn aber die Apothekerin: „Herr … ich habe gerade mit Doktor M. telefoniert …“
Junger Mann: „Ja, und er hat die Abgabe bestätigt, richtig?“
Apothekerin: „Nein. Der richtige Doktor M überlegt sich im Moment gerade, ob er sie wegen Betrug anzeigen will … und wenn sie nicht ganz schnell verschwinden … tue ich das auch.“

Der Gerechtigkeit nach will ich sagen, dass ich das auch schon anders gehabt habe, wo der Arzt in einem ähnlichen Fall die Abgabe erlaubte. Das gab noch ein nettes Gespräch über das Suchtverhalten des Kunden – das dem Arzt bekannt war und an dem er “am arbeiten war.“
Aber: Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser.

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