Oft genug hört man, eine Prüfung sei einfacher, wenn man aus vorgefertigten Antworten auswählen könne. Denkste.
Stellen wir uns das einmal vor: Wir sitzen mal wieder schweißgebadet in der Klausur – die ersten 10 Fragen konnten wir mit Hilfe des eigenen oder möglicherweise fremden Wissens beantworten, aber wie lösen wir nun die 10, die noch übrig sind?
Hier eine kurze Auswahl möglicher Verfahren.
Sinn der folgenden Vorgehensweisen ist immer die Selektion. Leider lassen sich oft nicht alle falschen Antworten ausschließen, ein bisschen Glück oder Wissen ist also doch immer noch im Spiel. Häufig lassen sich unnötige Fehler aber durch logisches Denken vermeiden.
Einfachauswahl
Bei diesen Fragen geht es darum, aus verschiedenen Vorgaben genau eine richtige (falsche) Antwort auszuwählen, d.h., es wird exakt ein Kreuz gesetzt.
- Doppelte / synonyme Nennung von Antworten
Kommt bei einer Frage eine Antwortmöglichkeit in unterschiedlichen Formulierungen oder Synonymen vor, kann es nicht die gesuchte Antwort sein, es sei denn, die Klausur enthält Fehler.
Beispiel: “a) Austausch eines Basenpaars; b) Mutationen in der Nukleotidsequenz”
- Verneinung
Falsche Antworten unterscheiden sich häufig nur durch das simple Füllwort “nicht” von richtigen Antworten. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt – Manchmal geben andere Aufgaben aus der Klausur einen Hinweis, welche der beiden Optionen zutrifft.
- Änderung von Details
Es macht einen Unterschied, ob in der Frage “Fructose-1,6-Bisphosphat” oder “Fructose-2,6-Bisphosphat” steht. Häufig sind ansonsten völlig richtige Antworten durch ein winziges Detail verfälscht!
Beispiel: “Die DNA-Fragmente wandern bei der Gelelektrophorese aufgrund ihrer Größe und Ladung zum Minus-Pol”. (Anmerkung: richtig wäre Plus-Pol)
Mehrfachauswahl
Bei diesen Fragetypen gibt es 2 mögliche Varianten:
a) Es müssen mehrere Kreuze gesetzt werden (schwer, aber auch viel Arbeit bei der Korrektur)
b) Es muss ein Kreuz gesetzt werden, d.h., es ist eine Kombination verschiedener Teilantworten vorgegeben (hilfreich!)
- Synonyme und Varianten (hauptsächlich Typ a)
Was bei der Einfachauswahl falsch ist, kann hier richtig sein. Es ist daher oft hilfreich, Vokabular der Fachsprache oder Erklärungen von Abkürzungen zu beherrschen, um diese Fragen zu lösen.
Beispiel: ”Adrenalin”, “Epinephrin®” und “Suprarenin®” meinen dasselbe! (Lat. “ad”= zu, an, bei; gr. “epi”= auf, an, bei; lat. “ren” = gr. “nephros” = Niere) - Gegensätze / Widersprüche (hauptsächlich Typ b)
Kommen unter den Antwortmöglichkeiten solche vor, die sich gegenseitig ausschließen, so dürfen diese nicht in einer korrekten Antwortkombination vorkommen. Versteht sich eigentlich von selbst. - Kombinationen der Antworten (nur Typ b)
Am häufigsten lässt sich die richtige Antwort aufgrund der Kombination zweier Teilantworten herausfiltern.
Beispiel: die Teilantworten 1, 2, 3, 4, 5 sind gegeben. Als Antwortvorschläge sind a) 1, 3, 4; b) 2, 4, 5 und c) “alle sind richtig” gegeben.
Daraus folgt natürlich: mit Teilantwort 4 muss man sich nicht auseinandersetzen, sie ist in jedem Fall richtig. Sofern (3) korrekt ist, lässt sich c ausschließen, bei (1) lassen sich b und c ausschließen, usw.
Grundsätzlich gilt wie immer: Keine Panik.
Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als könne man 25% der gestellten Fragen nicht auf Anhieb beantworten, lassen sich mit diesen Regeln die meisten Klippen umschiffen. Wenn man doch einmal raten muss, hat man immer noch eine statistische Chance, richtig zu liegen – also heißt es:
Am Ende der Klausur sollte bei jeder Frage etwas angekreuzt sein, denn nur so hat man die Chance, einen “Glückspunkt” zu kassieren!
Über Ergänzungen freue ich mich immer. Viel Erfolg!